Slowakischer Journalistenmord-Prozess nach Neustart unterbrochen

Der Mord sorgte international für Eklat. 2018 wurde der Journalist Jan Kuciak und seine Verlobte Kusnirova erschossen. Der Prozess wird im März fortgesetzt.

Ján Kuciak — Jan Kuciak und dessen Verlobte wurden in ihrer Wohnung in der Slowakei ermordet. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

Marián Kocner steht vor dem Gericht in Bratislava.
Kocner soll in den Mord des Journalisten Jan Kuciak und dessen Verlobten verwickelt sein.
2020 wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen, was international für Eklat sorgte.

Vier Jahre nach dem Journalistenmord in der Slowakei hat ein neuerliches Gerichtsverfahren gegen den mutmasslichen Auftraggeber Marian Kocner begonnen. In dem am Montag neu aufgerollten Prozess sitzt zudem eine mutmassliche Komplizin Kocners auf der Anklagebank.

Der damals 27 Jahre alte Enthüllungsjournalist Jan Kuciak und seine gleichaltrige Verlobte Martina Kusnirova wurden am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im Dorf Velka Maca erschossen. Kuciak hatte über den Filz zwischen Politik und Wirtschaft geschrieben. Seine erst nach dem Doppelmord veröffentlichte letzte Reportage löste Massendemonstrationen aus, die zum Rücktritt der damaligen Regierung führten.

Voraussichtliche Wiederaufnahme Ende März

Kocner ist angeklagt, den Mord bestellt und bezahlt sowie Vorbereitungen dafür organisiert zu haben. Die Neuauflage des Prozesses begann stockend: Die Angeklagten erklärten eine der Richterinnen für befangen und legten Beschwerde dagegen ein, dass dieser Einwand nicht akzeptiert wurde. Deshalb brach die Vorsitzende Richterin die Verhandlung nach wenigen Stunden ab.

Nun muss das Oberste Gericht über die Beschwerde entscheiden. Der Prozess wird voraussichtlich erst Ende März fortgesetzt. Kurz davor hatte Kocner zudem behauptet, bei einer vorhergehenden Verhandlung mit geständigen Mitangeklagten seien Beweise und Zeugenaussagen manipuliert worden.

Angeklagter — 28. Februar 2022, Slovakei, Pezinok - dpa

Die beiden Angeklagten weisen die Vorwürfe zurück. Bereits rechtskräftig verurteilt sind der geständige Doppelmörder und zwei Komplizen, die in Kocners Auftrag gehandelt haben sollen. Dass Kocner und seine mutmassliche Komplizin im September 2020 aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden, sorgte für internationale Empörung. Im Juni 2021 gab das Oberste Gericht der Slowakei einem Einspruch der Anklage statt und hob diese Freisprüche auf.

Beide Angeklagten wurden inzwischen wegen anderer Straftaten verurteilt. Sie müssen daher auch dann jahrelang im Gefängnis bleiben, wenn das Gericht in Bratislava sie von der Journalistenmord-Anklage freisprechen sollte.