In der Ukraine dauert der Krieg seit nunmehr hundert Tagen an – und die russischen Streitkräfte kontrollieren inzwischen ein Fünftel des Landes.
Zerstörtes Wohnhaus in Slowiansk in der Ostukraine
Zerstörtes Wohnhaus in Slowiansk in der Ostukraine - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Krieg in der Ukraine dauert seit hundert Tagen an.
  • Mittlerweile haben russische Truppen rund 20 Prozent der Ukraine unter Kontrolle.
  • Die ukrainische Armee würde laut Selenskyj täglich 60 bis 100 Soldaten verlieren.
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Der Ukraine-Krieg dauert nun bereits hundert Tage. «Rund 20 Prozent unseres Territoriums sind nun unter Kontrolle der Besatzer», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Ukrainische Armee verliert täglich bis zu 100 Soldaten

Im Osten des Landes werde die Lage immer schwieriger: «Wir verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten.» Seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar wurden tausende Menschen getötet und mehrere Millionen Ukrainer in die Flucht getrieben.

Das von Russland kontrollierte Territorium sei bei weitem grösser als die Fläche aller Benelux-Staaten zusammen. Dies sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Ansprache vor dem Parlament in Luxemburg. Das Gebiet umfasse fast 125'000 Quadratkilometer, vor dem 24. Februar seien es gut 43'000 Quadratkilometer gewesen.

Putin
Russland annektierte 2014 die Halbinsel Krim. - Keystone

Russland hatte 2014 die Krim annektiert, und im Osten kontrollierten seither die pro-russischen Separatisten rund ein Drittel der Bergbauregion Donbass. Dem US-Sender Newsmax sagte der ukrainische Präsident am Mittwoch, die Situation im Osten sei «wirklich schwierig». Jeden Tag verzeichne die ukrainische Armee bis zu hundert getötete Soldaten und etwa 500 Verletzte.

Nachdem der russische Militäreinsatz in den ersten Kriegswochen ins Stocken geraten war, konzentriert sich Russland auf die Eroberung des Donbass. Zudem wollen sie einen durchgehenden Landkorridors im Süden bis zur Krim schaffen.

In Luhansk kontrollieren russische Truppen bereits 80 Prozent

In der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk kontrollieren die russischen Streitkräfte mittlerweile «80 Prozent der Stadt». Das teilte der Regionalgouverneur Serhij Gajdaj in der Nacht zum Donnerstag mit. Ukrainische Soldaten halten sich noch im Industriegebiet der Stadt verschanzt.

Sollte die Stadt vollständig in die Hände Russlands fallen, hätten diese die Kontrolle über die gesamte Region Luhansk. Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj erklärte, in Luhansk seien seine Soldaten mit der derzeit «schwierigsten Situation» konfrontiert.

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«Der Feind hat einen operativen Vorteil in Bezug auf die Artillerie.» Dies sagte er in einem Telefonat mit dem französischen Generalstabschef Thierry Burkhard. Seiner Ansicht nach sollten die ukrainischen Truppen «so schnell wie möglich» auf Waffentypen der Nato umgestellt werden. «Das würde Leben retten», sagte Saluschnyj.

Olaf Scholz
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz. - Keystone

Die Ukraine hofft dabei auf die kürzlich von den USA zugesagten Mehrfachraketenwerfer, die über eine grössere Reichweite und Präzision verfügen. Auch Deutschland will der Ukraine bis Ende Juni vier Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II liefern.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Mittwoch zudem die Lieferung des modernen Luftverteidigungssystems Iris-T-SLM angekündigt. Damit lasse sich «eine ganze Grossstadt vor russischen Luftangriffen schützen», sagte der Kanzler.

Antony Blinken
Antony Blinken, Aussenminister der USA. - dpa

Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, lobte daraufhin die Ankündigungen von Scholz. «Wir sind glücklich darüber, dass nun endlich Bewegung in die Sache gekommen und das Eis gebrochen ist.» Dies sagte Melnyk der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». «Gerade um das System Iris haben wir uns hinter den Kulissen seit fast drei Monaten bemüht.»

US-Aussenminister Antony Blinken erklärte, derzeit gebe es keine Anzeichen für einen Rückzug der russischen Streitkräfte. «Soweit wir das jetzt beurteilen können, wird der Konflikt noch viele Monate andauern», sagte Blinken.

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