Der Hunger auf Bio-Produkte wächst. Die EU will diese Lebensmittel noch strenger kontrollieren. Auch Öko-Bauern sollen in die Pflicht genommen werden und ihre Produkte vor Pestiziden vom konventionellen Nachbarhof schützen. Das kommt nicht bei allen gut an.
«Wo Bio draufsteht, muss Bio drin sein», so die Grünen Abgeordneten des EU-Parlaments.
«Wo Bio draufsteht, muss Bio drin sein», so die Grünen Abgeordneten des EU-Parlaments. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU will schärfere Regeln für Bio-Produkte.
  • Die neuen Regeln könnten 2021 in Kraft treten.

Mit neuen Regeln für den Öko-Landbau will die EU künftig Etikettenschwindel bei Bio-Lebensmitteln weiter eindämmen. Das EU-Parlament billigte am Donnerstag mit grosser Mehrheit eine entsprechende neue Verordnung.

Sie sieht strengere Kontrollen vor, die künftig neben der Produktion auch die Lieferkette abdecken sollen. Bei importierten Bio-Lebensmitteln aus Drittländern sollen die EU-Regeln strikter eingehalten werden. Auch müssen Bio-Landwirte darauf achten, dass ihre Produkte nicht mit Pestiziden oder anderen Chemikalien verunreinigt werden.

Vertreter des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten hatten sich bereits im Juni 2017 nach jahrelangem Streit auf die Neuordnung geeinigt. Formal muss nun noch der Rat der Mitgliedsländer zustimmen, bevor die Regeln 2021 in Kraft treten sollen.

Für echtes Bio

«Wo Bio draufsteht, muss Bio drin sein», teilte der deutsche Grünen-Abgeordnete Martin Häusling mit, der über die neue Verordnung mitverhandelt hatte. Das neue Gesetz mache Bio-Siegel zu einer echten Marke für Qualität und schaffe Vertrauen bei Kunden, Bio-Landwirten und den Bio-Lebensmittelherstellern.

Die Produktion von Öko-Lebensmitteln ist in der Europäischen Union in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Auch in der Schweiz erfreut sich der Bio-Markt einer immer grösseren Beliebtheit.

Erstrebenswert, aber...!

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft in Deutschland lobt die neue Verordnung als ein «Fundament, aus dem ein gutes Bio-Recht werden kann». Zentrale Regeln müssten allerdings noch ausgearbeitet werden, erklärte Geschäftsführer Peter Röhrig. Kritisch sieht er die Tatsache, dass Landwirte künftig ihr Bio-Label verlieren können, wenn ihre Produkte mit Chemikalien verunreinigt sind. Ökobauern dürften nicht für die Pestizidanwendungen ihrer Nachbarn haften, betonte Röhrig.

Trailer der Dokumentation «More than Honey».
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