Russland-Spott: Droht der Mongolei nun eine Reaktion aus Moskau?

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Russland,

Der mongolische Ex-Präsident macht sich über Russland lustig. Experten ordnen den Post ein – und erklären, wie die Reaktion des Kremls ausfallen könnte.

Wladimir Putin
Wladimir Putin hielt bei Tucker Carlson einen Vortrag über die Geschichte – und erntet dafür Spott aus der Mongolei. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Tsachiagiin Elbegdordsch hat den Russen einen Seitenhieb verpasst.
  • Er spottete über das Geschichtsverständnis von Kremlchef Wladimir Putin.
  • Allerdings ist der Post des mongolischen Ex-Präsidenten historisch ebenfalls fragwürdig.

Dieser Post von Tsachiagiin Elbegdordsch sorgte für Aufsehen: Auf dem Twitter-Nachfolger X teilte der Ex-Präsident der Mongolei Karten des früheren mongolischen Reiches.

Man sei aber «eine friedliche und freie Nation», schrieb er dazu. Die Botschaft: Im Gegensatz zu Russland leitet man aus der Geschichte keine Gebietsansprüche ab und greift auch keine anderen Länder an.

Kremlchef Wladimir Putin hatte zuletzt in einem Interview den Angriff auf die Ukraine mit der historischen Kiewer Rus gerechtfertigt.

Man könnte diesen Post also durchaus als Provokation gegen Moskau deuten. Hat das nun Konsequenzen für die Mongolei, die zwischen den beiden Grossmächten Russland und China liegt? Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen winkt ab: «Wahrscheinlich wird keine Reaktion erfolgen.»

Denn Russland sei «auf den Goodwill der Mongolei angewiesen». Unter anderem, weil diese ein wichtiger Partner für den Gastransit nach China sei. Mit den Gaslieferungen will der Kreml die Rückgänge bei den Exporten nach Europa kompensieren.

Auch Mongolei-Experte Julian Dierkes von der University of British Columbia in Kanada erwartet keine grossen Folgen. «Die Regierung wird darauf verweisen, dass Elbegdordsch hier als ‹Privatmann› spricht», erklärt er.

Wie «friedlich und frei» ist die mongolische Nation wirklich?

Das Verhältnis zwischen Russland und der Mongolei ist kompliziert. Bei der Uno-Resolution, die 2022 den Angriff auf die Ukraine verurteilte, haben sich die Mongolen enthalten.

Zu Sowjetzeiten gehörte die Mongolei offiziell nicht zur Union, war aber von ihr abhängig. Allgemein beobachtet man laut Schmid in der Mongolei das russische Grossmachtgehabe mit Sorge. «Die heutige mongolische Führung will eine Abhängigkeit vermeiden.» Mittlerweile sei China der wichtigste Partner.

Dierkes betont aber, dass die Mongolen trotzdem immer noch auf die Russen angewiesen sind: «Die Mongolei ist von Energielieferungen aus Russland abhängig.»

Interessieren Sie sich für Geschichte?

Der Post von Elbegdordsch ist auch kritisch zu sehen. Ob die Mongolei wirklich so friedlich und frei ist, lässt sich zumindest anzweifeln. «Die Mongolei gilt zwar als demokratisches Land, in dem seit 1990 auch verschiedene Regierungswechsel geordnet abgelaufen sind. Trotzdem gibt es in Politik und Wirtschaft viele persönliche Netzwerke und Korruption ist weit verbreitet», erklärt Schmid.

Laut Dierkes ist die Mongolei tatsächlich «frei, unabhängig und demokratisch». Konstruktive Beziehungen mit China und Russland seien zwar wichtig. Aber Ulaanbaatar entwickle seit 1990 auch intensive Beziehungen zu demokratischen Ländern.

Mongolen-Post ist historisch fragwürdig

Das mongolische Reich mit seinem Anführer Dschingis Khan war zudem nicht unbedingt für seine Friedlichkeit bekannt. In verschiedenen Quellen wird er gar als Massenmörder bezeichnet.

Auch der Post von Elbegdordsch sei – ähnlich wie Putins Aussagen – entsprechend historisch fragwürdig, bestätigt Dierkes. Allerdings ist die Figur von Dschingis Khan doppeldeutig zu betrachten. «Natürlich mörderisch, aber gleichzeitig auch innovativ im Staatswesen.»

Deutschland Mongolei
Die Mongolei sucht auch den Kontakt zu demokratischen Staaten. Zuletzt war Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim aktuellen mongolischen Präsidenten Uchnaagiin Chürelsüch. - keystone

Und einen wichtigen Unterschied zur russischen Haltung gibt es ebenfalls. Die Geschichte ist zwar wichtig für die mongolische Identität. «Gleichzeitig ist damit im mongolischen Kontext aber nicht eine moderne Mission verbunden. Also kein Versuch der ‹Wiederherstellung› des historischen Reichs», so Dierkes.

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