Bei der heutigen Sonntagsdemonstration gegen Machthaber Alexander Lukaschenko wurden rund 100 Menschen festgenommen.
Proteste in Belarus
Demonstranten, von denen die meisten Mund-Nasen-Bedeckungen und Fahnen in den Farben der belarussischen Nationalflagge tragen, nehmen an einer Kundgebung der Opposition teil. (Archivbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Sonntag kam es in Belarus erneut zu Protesten gegen Alexander Lukaschenko.
  • Rund 100 Demonstranten wurden dabei festgenommen.
  • Gemäss Innenministerium hätten sie gegen das Versammlungsverbot verstossen.

Uniformierte haben bei der Sonntagdemonstration in Belarus (Weissrussland) gegen Machthaber Alexander Lukaschenko rund 100 Menschen festgenommen. Das Innenministerium in Minsk teilte mit, dass die Demonstranten gegen das Versammlungsverbot verstossen hätten.

In Freiheit kam unterdessen am Sonntag die 42 Tage lang inhaftierte frühere Schönheitskönigin Olga Chischinkowa – die «Miss Belarus 2008» sagte, dass sie ungebrochen sei und das Land nicht verlassen werde. Die Demokratiebewegung hatte zu einem «Marsch des Volkstribunals» aufgerufen.

Ziel war es, erneut auf die Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten aufmerksam zu machen. Zudem sollte eine Liste der im «Auftrag des Staates begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit» erstellt werden, hiess es. In einzelnen Stadtteilen versammelten sich Menschengruppen wie jeden Sonntag mit der weiss-rot-weissen Fahne der Opposition zu Märschen für einen Rücktritt Lukaschenkos.

Opposition will Listen über Verbrechen von Beamten

«Den Protest sieht die ganze Welt», sagte die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja in ihrem Exil in der EU. Sie rief ihre Landsleute auf, weiter Verbrechen der Beamten zusammenzutragen, damit diese angezeigt werden könnten. Die Verantwortlichen, sagte sie, sollten über Interpol zur Fahndung ausgeschrieben werden.

Belarussische Oppositionelle empfangen Sacharow-Preis
Swetlana Tichanowskaja, belarussische Bürgerrechtlerin und Oppositionspolitikerin, hält ein Bild des belarussischen Politikers Nikolaj Statkewitsch in die Höhe, während sie eine Rede anlässlich der Verleihung des Sacharow-Preises im Europäischen Parlament hält. - dpa

Die Listen seien auch wichtig, um weitere Sanktionen der Europäischen Union gegen Lukaschenkos Regime zu erwirken, sagte Tichanowskaja. Schon jetzt gelinge es dank der EU-Strafmassnahmen, darunter Kontosperrungen und Reiseverbote gegen Funktionäre, den Geldfluss an Lukaschenko zu drosseln. 2021 werde das Jahr in Belarus für eine Wiederherstellung der Gesetze und der Gerechtigkeit, sagte sie.

Der 66-jährige Lukaschenko gilt als «letzter Diktator Europas». Er hatte sich nach der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August nach 26 Jahren an der Macht mit 80,1 Prozent erneut zum Sieger erklären lassen. Die Demokratiebewegung sieht Tichanowskaja Gewinnerin. Seither kommt es zu Protesten. Die Bewegung fordert auch die Freilassung aller politischen Gefangenen. Bei den Protesten gab es mehrere Tote, Hunderte Verletzte und rund 30 000 Festnahmen.

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