Ghana und Nigeria stehen auf dem Reiseplan für Olaf Scholz. Die Zeiten, in denen Afrika nur eine Randnotiz der deutschen Aussenpolitik war, sind vorbei.
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Bundeskanzler Olaf Scholz, steigt in einen Airbus der Flugbereitschaft um nach Nigeria und Ghana zu fliegen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der deutsche Kanzler Olaf Scholz ist zum dritten Mal zu einer Afrika-Reise aufgebrochen.
  • Er möchte die Beziehung zu den Ländern auf dem afrikanischen Kontinent intensiv pflegen.
  • Auch erhofft er sich einen Deal zu möglichen: Erdgas-Importen aus Nigeria.

Bundeskanzler Olaf Scholz will die Kooperation mit dem westafrikanischen Nigeria im Energiebereich ausbauen. Er wünscht sich zusätzlich zu den bestehenden Öl-Importen auch die Einfuhr von Erdgas. Zum Auftakt seiner dreitägigen Afrika-Reise machte er am Sonntag klar.

«Nigeria verfügt über die grössten Gasvorkommen in Afrika», sagte Scholz der nigerianischen Zeitung «The Punch».

«Deutsche Unternehmen haben ein Interesse an Gaslieferungen aus Nigeria und sehen einer Zusammenarbeit mit nigerianischen Gasunternehmen erwartungsvoll entgegen.» Deutschland setze ausserdem auf gemeinsame Initiativen, um die Produktion von Wasserstoff als Energieträger der Zukunft voranzubringen.

Dritte Reise durch Länder wie Nigeria und Ghana in knapp zwei Jahren

Scholz brach am Morgen in die nigerianische Hauptstadt Abuja auf. Nach politischen Gesprächen dort wollte er am Abend in die Wirtschaftsmetropole Lagos weiterreisen und am Montagabend nach Ghana. Für ihn ist es die dritte grosse Afrika-Reise in seinen knapp zwei Jahren als Kanzler. Seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU) hatte zum selben Zeitpunkt ihrer Amtszeit gerade erst einen Besuch auf dem Nachbarkontinent absolviert.

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Olaf Scholz tritt seine dritte größere Afrika-Reise in den knapp zwei Jahren seit seiner Vereidigung an. Mitunter stehen Ghana und Nigeria auf dem Reiseplan. - keystone

Scholz hat sich vorgenommen, dem lange vernachlässigten Kontinent deutlich mehr Aufmerksamkeit zu widmen als bisher. Auch als Lehre aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine will er die internationalen Beziehungen Deutschlands breiter aufstellen. Abhängigkeiten von einzelnen Ländern wie früher von Russland bei der Gasversorgung und aktuell von China bei den Handelsbeziehungen sollen verringert werden.

Deswegen gingen seine ersten beiden Reisen auf den Kontinent nach Südafrika als traditionell wichtigstes afrikanisches Partnerland Deutschlands, nach Kenia im Osten sowie in den Senegal und den Niger im Westen des Kontinents. Im Senegal machte sich Scholz für eine Kooperation bei der Erschliessung von Gasfeldern vor der Küste des Landes stark. Von Klimaschützern wurde das kritisiert, weil es sich um einen fossilen Energieträger handelt, der klimaschädliche Gase generiert. Die Bundesregierung argumentiert, dass für die Übergangsphase zu erneuerbaren Energien weiterhin Gas benötigt werde.

Bleibt Nigeria als wirtschaftlicher Riese Westafrikas stabil?

Nigeria mit seinen 220 Millionen Einwohnern hat sich seit dem Ende einer Militärdiktatur 1999 als eine der stabilsten Demokratien der von Putschen heimgesuchten Region erwiesen. Doch das Land rutscht immer weiter in eine gefährliche Mischung aus Wirtschaftskrise und sich stetig verschlimmernder Unsicherheit. Im Nordosten verzeichnet der Staat seit über einem Jahrzehnt nur begrenzte Erfolge im Kampf gegen islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram.

Nach UN-Angaben sind knapp 3,5 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht, 300'000 nigerianische Flüchtlinge befinden sich in den Nachbarländern Niger und Kamerun. Die Wirtschaftskrise mit der höchsten Inflation seit fast 20 Jahren verschlimmert die Situation. Experten warnen vor mehr Migration.

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