Die Rauschgiftkriminalität in Deutschland ist ungeachtet der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie weiter angestiegen.
Drogenkonsument
Drogenkonsument - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • BKA-Chef Münch: Organisierte Kriminalität hat «erhebliche Ausmasse angenommen».

Im Jahr 2020 wurden bundesweit 365.753 Drogendelikte registriert und damit 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) zur Rauschgiftkriminalität hervorgeht. Damit stieg die Zahl der Straftaten durch Drogenhandel und -konsum das zehnte Jahr in Folge an.

Der unerlaubte Rauschgifthandel und -schmuggel stieg um 1,8 Prozent. Hier wurden im vergangenen Jahr 54.348 Delikte erfasst. Insgesamt starben im vergangenen Jahr 1581 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen und damit rund 13 Prozent mehr als im Vorjahr.

Cannabis bleibt mit einem Anteil von rund zwei Dritteln an allen Rauschgiftdelikten die am meisten gehandelte und konsumierte Droge. Die Zahl der Cannabis-Handelsdelikte stieg im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent. Auch die aufgedeckten Delikte beim Kokainhandel erhöhten sich um 9,6 Prozent und beim Handel mit kristallinem Methamphetamin - sogenanntem Crystal - um 7,2 Prozent.

Rückläufige Zahlen gab es beim Handel mit Heroin sowie den synthetischen Drogen Amphetamin und Ecstasy. Den Rückgang bei Ecstasy-Delikten um 11,8 Prozent führte BKA-Chef Holger Münch auch auf die Corona-bedingte Schliessung von Klubs und Diskotheken zurück. Damit fiel für Ecstasy, das als Partydroge gilt, ein Absatzmarkt weg.

Der Rauschgifthandel über das Internet hat sich dem BKA-Bericht zufolge etabliert. Die Corona-Pandemie habe dabei noch «als Katalysator» gewirkt, da der Post- und Paketversand im Vergleich zu anderen Transportmöglichkeiten von den Massnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus nicht betroffen sei, sagte Münch.

Der BKA-Präsident warnte vor dem Einfluss der organisierten Kriminalität im Rauschgifthandel. Die organisierte Kriminalität und Bandenkriminalität habe in Europa und auch in Deutschland «erhebliche Ausmasse angenommen», sagte Münch. Die Auswertung der sogenannten EncroChat-Daten aus der verschlüsselten Kommunikation von Kriminellen zeige zudem «das wachsende Gewaltpotenzial in diesem Phänomenbereich». Das BKA ermittelt seit März 2020 wegen des Verdachts des Drogenhandels gegen Nutzer von verschlüsselten Mobiltelefonen des Anbieters EncroChat.

Allein mit dem international organisierten Kokainhandel erzielen kriminelle Gruppierungen in Deutschland und Europa laut BKA erhebliche Gewinne. Diese würden wieder in die Rauschgiftkriminalität, aber auch in den Erwerb von Luxusgütern und letztlich auch über Geldwäsche in die legale Wirtschaft investiert. Der Einsatz von Waffen sei dabei keine Seltenheit mehr, sagte Münch. Im vergangenen Jahr wurden demnach 284.723 Tatverdächtige aus dem Bereich des organisierten Rauschgifthandels ermittelt, eine zunehmende Zahl von ihnen war bewaffnet.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), warnte, die organisierte Kriminalität in Europa und Deutschland sei «brutaler geworden, gewaltbereiter geworden». Bei der Prävention und Aufklärung müsse noch früher und flächendeckend in den Schulen und im Zweifel auch schon im Kindergarten angesetzt werden. «Wir können den Trend nur brechen, wenn wir mehr Menschen überzeugen, keine Drogen zu nehmen», sagte Ludwig.

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