Das Klauen von Babys war in Francos faschistischer Diktatur Mode. Zehntausende Säuglinge waren Gegenstand illegaler Adoptionen. Ein Prozess läuft.
Inselspital, Universitätsspital Bern
Ein Baby kommt per Kaiserschnitt zur Welt (Symbolbild). - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sozial benachteiligte Mütter hatten es in Francos Diktatur schwer.
  • Hinter geschlossenen Türen wurden ihnen teils Neugeborene gestohlen.

Nach zehnwöchiger Unterbrechung ist in Spanien der Prozess um die illegale Adoption von Babys während der Franco-Diktatur fortgesetzt worden. Der 85-jährige Angeklagte Eduardo Vela erschien am Dienstag im Rollstuhl vor dem Gericht in Madrid. Nach dem Prozessauftakt Ende Juni hatte er sich krank gemeldet, das Verfahren wurde deshalb unterbrochen. Dem früheren Gynäkologen wird vorgeworfen, den «Baby-Diebstahl» durch gefälschte Geburtsurkunden ermöglicht zu haben.

Verhandelt wird ein konkreter Fall aus dem Jahr 1969: Vela soll damals in einem Madrider Krankenhaus die Geburtsurkunde der Klägerin Inès Madrigal gefälscht und ihre Adoptivmutter als leibliche Mutter eingetragen haben. Es ist der erste Prozess in dem Skandal.

Baby-Diebstahl gegen Minderheiten

Historiker und Aktivisten gehen davon aus, dass während der faschistischen Herrschaft Francos (1939 bis 1975) zehntausende Babys ihren leiblichen Eltern geraubt wurden. Dies traf Eltern mit linksgerichteter Gesinnung, aber auch sozial Schwache und Frauen, die uneheliche Kinder zur Welt brachten.

Klägerin Madrigal sollte nach der Wiederaufnahme des Prozesses vor Gericht aussagen. Vor Verhandlungsbeginn sprach sie von einem «wichtigen Tag». Sie hoffe, dass die Beweisaufnahme bald beendet und der Angeklagte verurteilt werde. Die Staatsanwaltschaft fordert elf Jahre Haft für den ehemaligen Gynäkologen.

Beim Prozessaufakt im Juni hatte der 85-Jährige schwach gewirkt und mit dünner Stimme ausgesagt, dass er sich an fast nichts erinnern könne. Vela bestritt zudem, Madrigals Geburtsurkunde unterzeichnet zu haben. «Das ist nicht meine», hatte er gesagt, als ihm die Unterschrift unter dem Dokument gezeigt wurde. «Ich erinnere mich nicht.»

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