Von Claudia Schiffer bis Cindy Crawford und Rockstars wie Tina Turner: Peter Lindbergh hatte sie alle vor der Kamera. Dabei kam es ihm gar nicht auf die äussere Schönheit an. Nun ist er gestorben.
Der Fotograf Peter Lindbergh ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Foto: Britta Pedersen
Der Fotograf Peter Lindbergh ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Foto: Britta Pedersen - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sie liessen sich gern von ihm fotografieren, auch ungeschminkt: Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Cindy Crawford und Helene Fischer.

Peter Lindbergh schuf ästhetische Atmosphären, die teils düster waren, stets aber waren sie beeindruckend und ausdrucksstark.

Denn dem deutschen Starfotografen kam es nicht auf die geschmückte Schönheit an. Ihm ging es darum, was sich hinter einer Person verbarg, wie er vor wenigen Wochen noch der Deutschen Presse-Agentur in einem Interview erklärte. Nun ist der Star- und Lieblingsfotograf der Grossen und Schönen im Alter von 74 Jahren gestorben, wie sein Studio in Paris am Mittwoch bestätigte.

Lindbergh ging es stets um den Blick auf den Menschen, auch wenn er den Mythos des «Supermodels» mitbegründet hat. Man habe ihn zum Modefotografen erkoren, dabei habe er sich nie als solcher empfunden, wie er in dem Interview in Paris weiter erklärte, wo er mitten im Herzen der französischen Hauptstadt eine Wohnung hatte. Ihm seien die Seelen der Menschen wichtig, in die er versuche so tief wie möglich zu blicken. Der Mode-Guru Karl Lagerfeld schrieb einmal über Lindberghs Fotos: «Die Mode spielt darin nie die Hauptrolle.»

Auch waren es seine Natürlichkeit, Offenheit und Fröhlichkeit, die ihn zum Lieblingsfotografen vieler Models machte. Die Deutsche Nadja Auermann mutmasste einmal, er habe wohl «als Kind die Sonne verschluckt». Und Charlize Theron, die südafrikanisch-amerikanische Schauspielerin, würdigte ihn nach seinem Tod auf Twitter nicht nur als Genie, als einen absoluten Meister, der sein Handwerk beherrschte, sondern als einen Mann voller Wärme und Freundlichkeit. Einer der besten Menschen, dem sie je begegnet sei, schrieb die 44-Jährige.

Für Lindbergh war schlechte Laune eine Art Zeitverschwendung. Er habe keine Gründe gehabt, sich über irgendetwas in seinem Leben aufzuregen, sagte er. «Ich habe wirklich sehr viel Glück gehabt», meinte er bescheiden.

Lindbergh wurde am 23. November 1944 als Peter Brodbeck geboren. Aufgewachsen in Duisburg-Rheinhausen, machte er eine Lehre als Schaufensterdekorateur, belegte später einen Abendkurs in Zeichnen an der Kunsthochschule in Berlin und studierte freie Malerei in Krefeld. Zum Fotografieren kam er mehr oder weniger durch Zufall und erst relativ spät: Mit 27 begann er eine zweijährige Ausbildung beim deutschen Fotografen Hans Lux, anschliessend machte er sich selbstständig. Fünf Jahre später, 1978, brachte eine viel beachtete Fotoserie im Magazin «Stern» den Durchbruch.

Lindbergh war ein Weltenbummler. Er pendelte zwischen Los Angeles, New York und Paris, wo er sich Zuhause fühlte, wie er sagte. Zusammengearbeitet hat er mit allen berühmten Modedesignern der Welt. Er hat ihre Kollektionen fotografiert, darunter Giorgio Armani, Jil Sander, Prada und Calvin Klein.

Seine Fotos waren in Ausstellungen zu sehen, erschienen etwa in den Magazinen «Vogue» und «Harper's Bazaar» oder in seinen eigenen prächtigen Fotobänden, wie «Images of Women» oder «10 Women». Für Lindbergh war die Kamera kein Arbeitsinstrument mehr. Die Kamera sei gewissermassen ein Körperteil von ihm, sagte er einst.

Mit Fotos von Skulpturen betrat er zuletzt Neuland. In einer Ausstellung, die erst vor wenigen Monaten zu Ende ging, wurden im Pariser Giacometti-Institut Schwarz-Weiss-Aufnahmen von Plastiken des Künstlers Alberto Giacometti gezeigt. Eigentlich habe er die Idee, Skulpturen zu fotografieren, erstmal langweilig gefunden. Aber dann sei da etwas ganz Tolles passiert, erzählte er. Er habe sich an den Werken aufgerieben, sie immer wieder zerstört im Versuch, den Blick des Modells zu erfassen, beschrieb er. Und über ihn die Seele, fügte er hinzu.

Ans Aufhören hat er nie gedacht. «Vielleicht falle ich in vielen Jahren mitten in der Wüste mit der Kamera in der Hand tot um», sagte Lindbergh. Er stelle es sich aber schön vor, mit 65 oder 70 einfach aufzuhören. «Dann könnte ich mal darüber nachdenken, was mir alles so passiert ist im Leben und warum. Das wäre eigentlich mein Traum.»

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