Nach Messerangriff: Karlsruhe ermittelt wegen Anschlags
Feiernde Fussballfans stehen am frühen Morgen vor einer Bar, plötzlich greift ein Mann mit Stichwaffen an. War die Bluttat islamistisch motiviert?

Nach dem Messerangriff eines Mannes auf mindestens vier Menschen vor einer Bielefelder Bar rückt die Frage in den Fokus, ob es eine islamistische Tat gewesen ist. Der 35 Jahre alter Syrer war nach der Tat am Sonntagmorgen geflohen, am Montagabend aber in Heiligenhaus bei Düsseldorf festgenommen worden.
Zunächst ging die Bielefelder Staatsanwaltschaft dem Sachverhalt nach, am Dienstagabend übernahm aber die Karlsruher Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wegen eines mutmasslichen Anschlags.
Gegen den Mann bestehe der dringende Verdacht des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung, teilte die Bundesbehörde mit. Ihm werde zur Last gelegt, mit Messern gezielt auf Gäste eingestochen und dabei vier Menschen lebensgefährlich verletzt zu haben.
Es bestehe der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen sei. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft sagte in der ARD, bei dem Beschuldigten sei Schriftstück gefunden worden, das auf eine religiöse Motivation schliessen lasse.
Die Tat sei geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen, hiess es von Deutschlands obersten Strafverfolgern. Die Bielefelder Kriminalpolizei setzt die kriminalpolizeilichen Ermittlungen fort.
Tatverdächtiger kommt noch nach Karlsruhe
Der Tatverdächtige sitzt seit Dienstag auf Grundlage eines Haftbefehls des Amtsgerichts Bielefeld in Untersuchungshaft. Wenn die Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren übernimmt, wird der Tatverdächtige danach in der Regel noch einmal dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt, der ihm einen neuen Haftbefehl eröffnet.
Wann der mutmassliche Angreifer von Bielefeld in Karlsruhe vorgeführt werden soll, blieb zunächst offen.
Der Beschuldigte soll bei seinem Angriff auch einen Stab mit einer daran befestigten Klinge benutzt haben. «Nach derzeitigen Erkenntnissen ist der Beschuldigte zielgerichtet vorgegangen», sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft.
Bei den Angaben zur Schwere der Verletzungen gab es Unterschiede: Während die Bielefelder Polizei noch am Montag von zwei lebensgefährlich Verletzten gesprochen hatten, war in der Mitteilung der Bundesanwaltschaft von vier lebensgefährlich Verletzten die Rede.
Den Opfern geht es inzwischen besser. Der Bundesopferbeauftragte soll deren Betreuung übernehmen, wie Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte.
Der Tatverdächtige kommt aus Syrien, er wohnt in Harsewinkel bei Bielefeld. Er war bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) war der Syrer über die Türkei nach Europa eingereist.
Im Dezember 2023 habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihm einen befristeten Schutzstatus ausgestellt, nachdem er in Deutschland Asylantrag gestellt habe. Die Ermittler gingen auch Hinweisen auf Kontakte des Verdächtigen in die islamistische Szene nach.
Bundesjustizministerin Hubig sagte am Dienstag, inzwischen hätten sich die Hinweise verdichtet, dass der Täter aus einer islamistischen Motivation gehandelt habe. Islamistischer Terrorismus zähle zu den grössten Gefahren für die Sicherheit in Deutschland.
«Der Messerangriff in Bielefeld am frühen Sonntagmorgen war von erschütternder Brutalität: Mehrere Angegriffene sind nur knapp mit dem Leben davongekommen.»
Angegriffene setzten sich mit Schlägen zur Wehr
Am Tatort in Bielefeld waren mehrere Messer sichergestellt worden. Die Beamten fanden ausserdem auch eine vom mutmasslichen Täter zurückgelassene Tasche mit Personaldokumenten sowie eine Flasche mit einer unbekannten, nach Benzin riechenden Flüssigkeit.
Die Opfer gehörten zu einer Gruppe von Menschen, die in der Bielefelder Bar feierten. Darunter sollen auch Fussballfans gewesen sein. Der ostwestfälische Fussballclub Arminia Bielefeld hatte am Samstag mit seinen Fans den Aufstieg in die 2. Fussball-Bundesliga bejubelt.
Die am frühen Sonntagmorgen Attackierten setzten sich mit Schlägen zur Wehr und verletzten dabei auch den Angreifer. Dieser flüchtete.