Das nach dem Friedensnobelpreisträger und Dissidenten benannte Sacharow-Zentrum in Moskau verliert seine Räume. Dies kann als Repression gewertet werden.
Moskau
Moskau in den Abendstunden (Archiv). - Soeren Stache/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Sacharow-Zentrum in Moskau verliert sämtliche Räumlichkeiten.
  • Das nach Friedensnobelpreisträger Sacharow benannte Zentrum muss sein Archiv aufgeben.
  • Es wertet die Kündigung durch die Stadtverwaltung als zunehmende Repression.

Das für die Stärkung der Zivilgesellschaft in Moskau tätige Sacharow-Zentrum verliert nach einer Kündigung durch die Stadtverwaltung all seine Räume.

Das Zentrum – benannt nach Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989) – teilte am Donnerstag mit, dass es neben dem Hauptgebäude und einem Ausstellungssaal auch sein Archiv aufgeben muss.

Bislang konnte es auch Sacharows frühere Wohnung nutzen, um den Nachlass des Physikers und Dissidenten zu archivieren. Das Zentrum wertete die Entscheidung als Zeichen zunehmender Repression.

«Eine Insel der Freiheit ist nicht möglich in dem heutigen Russland, das sich nicht nur vom Erbe Sacharows abwendet, sondern von der gesamten heimischen Tradition des Humanismus, des Strebens nach Wahrheit und Gerechtigkeit», hiess es in einer Stellungnahme. In Russland regiere heute ein unkontrollierter Machtapparat, der die Gesellschaft mit Angst, Hass und einem verlogenen Gefühl der Überlegenheit steuere.

Als «ausländische Agenten» eingestuft

Offizielle Begründung für den Rauswurf der Sacharow-Gesellschaft aus ihren seit Jahrzehnten genutzten Räumlichkeiten sind neue Gesetze, wonach als «ausländische Agenten» eingestufte Organisationen oder Personen keine staatliche Hilfe mehr erhalten dürfen. Die Verwaltung der russischen Hauptstadt hatte demnach die Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

Sinn der neuen Staatspolitik sei die «Zerstörung unabhängiger Organisationen, die sich für gesellschaftliche Interessen einsetzen», hiess es weiter in der Erklärung. Dem Zentrum sei es stets darum gegangen, dass die Zukunft des Landes nicht auf «Willkür, Gewalt und Blut» gründen könne. Ein Vierteljahrhundert sei es ein Ort für Werte wie Freiheit und Menschenrechte gewesen. Trotz einer Atmosphäre der Angst und wachsenden Unfreiheit, trotz Provokationen und repressiven Gesetzen sei die Arbeit lange noch möglich gewesen.

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