Die türkische Migros steht in der Kritik, weil sie mit einer Firma zusammenarbeitet, die immer wieder für Negativschlagzeilen sorgt. Zuletzt wegen Schimmel.
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Diese verschimmelte Schokolade hat der türkischen Migros einen Shitstorm beschert, der bis in die Schweiz reicht. - Linkedin/Esra U.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein türkischer Schoggi-Hersteller soll verschimmelte Pralinen verkaufen.
  • Die türkische Migros arbeitet mit ihm zusammen – und erntet dafür einen Shitstorm.
  • Das sorgt für Verwirrung in der Schweiz.
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Die türkische Migros hat mit einem Schimmel-Shitstorm zu kämpfen. Die Namens-Verwechslungsgefahr ist gross – das hat dazu geführt, dass die Kritik auch in die Schweiz übergeschwappt ist.

Aber von vorne.

Die Schweizer Migros hatte früher ein Tochterunternehmen in Istanbul, das bereits in den 1970er-Jahren unabhängig wurde. Inzwischen gibt es die Migros Ticaret, wie die ehemalige Tochter heisst, in der ganzen Türkei.

Und die steht nun in der Kritik. Denn: Sie verkauft Pralinen von Patiswiss, einer türkischen Schoggi-Firma, die sich zuletzt mehrmals in den Negativschlagzeilen fand.

Zum einen, weil sie Mitarbeitende entlassen haben soll, weil sie Mitglieder einer Gewerkschaft waren. Zum anderen, weil eine Kundin sich in den sozialen Medien darüber ärgert, dass Patiswiss verschimmelte Schokolade verkauft. Und von der Schoggi-Chefin Elif Asli Yildiz Tunaoglu deswegen bedroht wird.

Türkische Schoggi-Chefin droht Kunden

Tunaoglu schreibt der Kundin öffentlich: «Sie haben den Riesen Migros und uns vor sich. Alle stehen fest hinter dem Produkt! Viel Glück für Sie. Unsere Anwälte werden sich mit Ihnen in Verbindung setzen, aber ich möchte meine Angelegenheiten selbst regeln ...»

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Die türkische Migros verkauft Produkte der Firma Patiswiss – die Schweizer Migros hat damit aber nichts am Hut.
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Das ist jedoch nicht allen klar. Ein Kunde zum Beispiel kritisiert die Schweizer Migros.
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Er schreibt sowohl der türkischen als auch der Schweizer Migros, sie solle die Zusammenarbeit mit Patiswiss beenden.
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Hintergrund: Die Chefin der türkischen Firma Patiswiss hat der Kundin gedroht, die die Schimmelbilder öffentlich teilte.
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Die Migros betont, weder mit der türkischen Migros noch mit dem türkischen Patiswiss etwas zu tun zu haben.

Zudem behauptet sie, ihre Produkte würden «niemals» schimmeln. Stattdessen solle die Frau die Luftfeuchtigkeit in ihrem Haus überprüfen. Laut türkischen Medien hat die Geschäftsleiterin den Text schnell wieder gelöscht.

Im Netz sorgt der Post dennoch für Empörung. Die Kritikwelle hat inzwischen sogar die Schweizer Migros erfasst. Weil die fast identischen Namen und Logos Verwirrung stiften. Ein Mann ärgert sich auf X: «Die Migros sollte Produkte von solch arroganten Firmen definitiv aus dem Sortiment nehmen.» In seinem Post verlinkt er unter anderem die Schweizer Migros.

Und diese wehrt sich nun gegen die Verwechslung.

Verwirrte Kunden beschweren sich bei Schweizer Migros

«Die Migros hat keine Beziehung zu dem türkischen Unternehmen, das denselben Namen trägt», sagt ein Sprecher zu Nau.ch. Auch mit dem türkischen Pralinen-Hersteller mache sie keine Geschäfte.

Es wird allerdings noch ein zweites Schweizer Unternehmen ungerechtfertigt mit dem Skandal in Verbindung gebracht: In Gunzgen SO gibt es nämlich ebenfalls eine Schoggi-Firma namens Patiswiss.

Kennen Sie die türkische Migros?

Das Unternehmen werde von verschiedenen Parteien auf den Wirbel um Patiswiss Çikolata aus Ankara angesprochen, heisst es auf Anfrage. Dabei habe es «keinerlei geschäftliche Beziehungen mit der türkischen Patiswiss Çikolata».

Der Schweizer Patiswiss ist ihr türkischer Namensvetter allerdings nicht erst seit dem Schimmelskandal bekannt. Im Gegenteil: «Die Patiswiss AG Schweiz ist bereits mehrere Male markenrechtlich gegen die Firma Patiswiss Çikolata vorgegangen.»

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Auch die Schweizer Firma Patiswiss musste sich schon mit ihrem türkischen Namensvetter herumschlagen. - Patiswiss AG

Für die türkische Schoggi-Chefin hatten die zahlreichen Negativschlagzeilen inzwischen Konsequenzen. Sie musste zurücktreten. Und damit nicht genug: Es stellte sich auch noch heraus, dass sie ihren Masterabschluss, mit dem sie sich auf LinkedIn schmückte, erfunden hatte.

Sie hat all ihre Social-Media-Kanäle gelöscht.

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