Nach der zweiten Nacht in Folge mit gewaltsamen Protesten katalanischer Unabhängigkeitsbefürworter herrscht in Madrid Krisenstimmung.
Zusammenstösse bei Protesten in Barcelona
Zusammenstösse bei Protesten in Barcelona - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sánchez trifft Oppositionschefs - Mehr als 100 Verletzte bei Krawallen.

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez berief am Mittwoch die Spitzen der Opposition zu Dringlichkeitssitzungen ein und sicherte ihnen eine entschlossene Reaktion zu. Bei den Ausschreitungen in Katalonien am Dienstagabend waren mehr als hundert Demonstranten und Polizisten verletzt und dutzende Protestierende festgenommen worden waren. Die Unabhängigkeitsbefürworter kündigten weitere Proteste an.

Unter dem Eindruck der erneuten Krawalle lud der Sozialist Sánchez die Vorsitzenden der konservativen Volkspartei (PP), der liberalen Ciudadanos und der linsgerichteten Podemos zu Krisensitzungen ein. Er werde den Parteichefs mitteilen, dass die Regierung «die Sicherheit mit Entschlossenheit, Verhältnismässigkeit und Einigkeit garantieren» werde, sagte Sánchez.

Der Ministerpräsident hatte die neuerliche Gewalt bereits am Dienstagabend verurteilt. Eine «Minderheit» setze auf Gewalt in den Strassen der katalanischen Städte, beklagte er. Zehntausende Katalanen hatten zuvor erneut in zahlreichen Städten gegen die Verurteilung von Anführern der Unabhängigkeitsbewegung zu hohen Haftstrafen protestiert. In Barcelona nahmen daran etwa 40.000 Demonstranten teil, in Girona waren es etwa 9000.

Die Proteste mündeten in Zusammenstösse zwischen Polizisten und Demonstranten. In Barcelona gingen die Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken gegen hunderte vermummte Aktivisten vor. Diese schleuderten Wurfgeschosse auf die Polizisten und setzten Müllcontainer in Brand. Dabei wurden 125 Menschen verletzt, darunter 72 Polizisten, wie die Regierung mitteilte.

Die Polizei nahm insgesamt 51 Aktivisten fest. Allein in der Provinz Barcelona seien 29 Menschen festgenommen worden, erklärte das Innenministerium. 14 Verdächtige wurden im Hafen von Tarragona in Gewahrsam genommen und acht weitere in Lleida.

Die Proteste gingen am Mittwochvormittag zunächst weiter. Ein Hochgeschwindigkeitszug wurde nach Angaben der Madrider Regierung blockiert. In Barcelona waren mehrere Strassen wegen Reinigungsarbeiten nach den nächtlichen Krawallen gesperrt.

Das sogenannte Verteidigungskomitee der Republik (CDR), eine Gruppe radikaler Unabhängigkeitsbefürworter, rief zu weiteren Protesten auf. «Wir haben einen Weg ohne Umkehr beschritten», erklärte das CDR im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der Vize-Präsident Kataloniens, Pere Aragonès, rief die Demonstranten dagegen zu Gewaltverzicht auf, um der Regierung in Madrid keinen Grund für ein direktes Eingreifen zu liefern.

Angesichts der Härte der Proteste riefen die Konservativen Sánchez dazu auf, die Sicherheitsgesetze zu verschärfen. «Es ist dringend geboten, die Sicherheit und die öffentliche Ordnung zu garantieren», sagte PP-Chef Pablo Casado.

Bereits am Montag hatte es teils gewaltsame Protesten und Blockaden rund um den Flughafen von Barcelona gegeben. Auslöser war das Urteil von Spaniens Oberstem Gerichtshof gegen neun prominente katalanische Unabhängigkeitsbefürworter. Diese erhielten Haftstrafen von bis zu 13 Jahren wegen «Aufruhrs» und Veruntreuung öffentlicher Gelder. Den Angeklagten wurde vorgeworfen, im Oktober 2017 ein von der spanischen Justiz als illegal eingestuftes Unabhängigkeitsreferendum organisiert zu haben.

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