In Frankreich wüten heftige Krawalle – die Tourismusbranche leidet unter einer «Welle von Stornierungen». Das EDA hat bisher keine Reisewarnungen ausgesprochen.
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Aufgrund der gewaltsamen Ausschreitungen in Frankreich leidet die Tourismusbranche unter einer Welle von Stornierungen. (Symbolbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit der Tötung eines Jugendlichen durch Polizisten wüten in Frankreich heftige Krawalle.
  • Im ganzen Land ist es zu Sachbeschädigungen, Plünderungen und Gewaltexzessen gekommen.
  • Gemäss Gewerbevertretern leide die Tourismusbranche unter einer «Welle von Stornierungen».

Nachdem ein Polizist einen Jugendlichen nach einer Verfolgungsjagd getötet hatte, sind in ganz Frankreich heftige Krawalle entbrannt: Gemäss übereinstimmenden Medienberichten wurden bereits mehr als 1300 Menschen verhaftet, 79 Polizisten seien teilweise schwer verletzt.

Seit mittlerweile vier Nächten wüten die Unruhen im ganzen Land. Darunter leiden nicht nur Anwohnerinnen und Anwohner, auch das Gewerbe hadert mit den Konsequenzen: Läden würden geplündert und die Tourismusindustrie vermeldet Stornierungen aus dem In- und Ausland.

Plünderungen im ganzen Land

Gemäss «RFI» ist es im Zuge der Krawalle zu zahlreichen Plünderungen gekommen. Jacques Creyssel vom französischen Einzelhandelsverband betont, dass sein Verband eine erhöhte Polizeipräsenz verlange: «Solche Vorfälle sind äusserst schwerwiegend und mit hohen Kosten verbunden», erklärt er gegenüber dem öffentlichen Rundfunk.

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«Nieder mit Frankreich» – Graffiti auf einem zerschlagenen Schaufenster in Montreuil, in der Nähe von Paris. - keystone

Thierry Marx, der Präsident des französischen Dachverbandes der Arbeitgebenden im Hotel- und Gaststättengewerbe, stimmt ähnliche Töne an: Jeden Tag erreichten ihn Meldungen von Branchenvertretern, die von «Angriffen, Plünderungen und Zerstörung» in ihren Betrieben berichten.

Hotels leiden unter «Welle von Stornierungen»

Davon seien auch zahlreiche Cafés und Restaurants betroffen, wie er gegenüber dem staatlichen Rundfunksender «RFI» mitteilt: «Unsere Betriebe sind von Natur aus Orte der Gastfreundschaft. Manchmal sogar Zufluchtsorte in Krisensituationen. Sie dürfen nicht unter den Folgen eines Zorns leiden, den sie nicht ausgelöst haben – wir verurteilen diese Aktionen.»

«Unsere Hotels erleiden eine Welle von Stornierungen in allen von den Krawallen betroffenen Gebieten», erklärt er weiter. Marx fordert die Behörden auf, alle Register zu ziehen, um die Sicherheit der Beschäftigten in seiner Branche zu gewährleisten. Der Gewerbeverbandspräsident fürchtet um den guten Ruf des beliebtesten Touristenziels der Welt.

Britische Behörden warnen vor Frankreich-Reisen

In Grossbritannien haben die Behörden sogar eine Reisewarnung ausgesprochen. Demnach seien Ort und Zeitpunkt der Krawalle «unberechenbar» – lokale Behörden könnten gar Ausgangssperren verhängen.

Frankreich
Polizisten neben einem bei den Krawallen angezündeten Auto in Nanterre nahe Paris.
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In der Nacht auf Samstag ist es erneut zu heftigen Ausschreitungen gekommen.
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Rund 900 Menschen wurden festgenommen.
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Die Gewalt war laut den Behörden aber weniger intensiv als in der Nacht zuvor.
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Rund 45'000 Polizistinnen und Polizisten sollten in der Nacht für Ordnung sorgen.

«Verfolgen Sie die Medien und meiden Sie Gebiete, in denen Unruhen stattfinden. Informieren Sie sich bei den Reiseveranstaltern über die neusten Entwicklungen und befolgen Sie die Ratschläge der Behörden.»

EDA spricht noch keine Reisewarnung aus

Etwas anders sieht es auf der Seite des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten aus: Hier wird unser westliches Nachbarland nach wie vor als «stabil» eingeschätzt.

Gleichzeitig betont das EDA, dass in «Paris und anderen Grossstädten» Demonstrationen «häufig» sind. «Sporadisch» könne es gar zu «gewalttätigen Zusammenstössen zwischen Demonstrierenden und den Sicherheitskräften» kommen, so die Einschätzung auf der EDA-Website.

Würden Sie aktuell nach Frankreich reisen?

Das EDA weist Frankreich-Reisende überdies an, Demonstrationen zu meiden und Anweisungen der lokalen Behörden wie beispielsweise Ausgangssperren zu befolgen. Ob es auch vonseiten der Schweizer Touristen zu einer Welle von Stornierungen kam, ist derzeit allerdings unklar.

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