Die Lemuren sind die wohl bekanntesten Säugetiere Madagaskars. Allerdings warnt die Weltnaturschutzunion nun: Viele Arten sind gefährdet.
Lemuren
Die meisten Lemuren-Arten sind akut vom Aussterben bedroht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Lemuren-Arten sind gemäss Angaben der IUCN vom Aussterben bedroht.
  • Der Feldhamster und der Atlantische Nordkaper befinden sich zudem neu auf der Roten Liste.
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Madagaskars berühmteste Säugetiere, die Lemuren, gehören zu den jüngsten Opfern des weltweiten Artensterbens: 103 der 107 noch existierenden Arten der putzigen Primaten sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN inzwischen gefährdet. 33 Arten der Lemuren stehen bereits kurz vor dem Aussterben.

Auf ihrer Roten Liste der bedrohten Arten stehen seit Donnerstag auch der Atlantische Nordkaper. Das ist eine im Nordatlantik verbreitete Art der Glattwale. Auch der Feldhamster steht neu darauf.

Die aktualisierte Rote Liste der IUCN umfasst nun 120'372 Tier- und Pflanzenarten, davon ein Viertel in den höchsten Gefährdungskategorien. Die Nichtregierungsorganisation rief eindringlich zu einem anderen Umgang des Menschen mit der Natur auf. Die Liste zeige, dass der «Homo sapiens seine Beziehungen zu anderen Primaten und der Natur im allgemeinen drastisch ändern muss». Das sagte die amtierende IUCN-Generaldirektorin Grethel Aguilar.

Lebensraum der Lemuren wird zerstört

Die Lemuren gehören zu den «Schätzen» von Madagaskars einzigartiger Flora und Fauna. Der arme Inselstaat vor Afrika schafft es jedoch nicht, sie vor der zunehmenden Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums zu schützen. Grund dafür sind oft Wilderer und illegale Tierhändler.

Allein zwischen 1950 und 2000 sind mehr als 40 Prozent von Madagaskars Wäldern verschwunden. Zu den extrem gefährdeten Lemuren-Spezies gehört auch Madame Berthes Mausmaki, der mit zehn Zentimetern Länge kleinste Primat der Welt.

Vom Atlantischen Nordkaper gab es laut IUCN Ende 2018 weniger als 250 erwachsene Exemplare. Das entspricht einem Rückgang von 15 Prozent verglichen zum Jahr 2011. Der Klimawandel scheint die Tiere demnach während des Sommers immer weiter nördlich in den Sankt-Lorenz-Golf vor Kanada zu treiben. Dort laufen sie Gefahr, von Schiffen angefahren zu werden oder sich in den Seilen der Krabbenfangkäfige zu verfangen.

Fortpflanzungsprobleme bei Walen und Hamstern

Darüber hinaus scheint es Probleme mit der Fortpflanzung zu geben. Ein Faktor, der auch die Zahl der Feldhamster stetig zurückgehen lässt: Ein Hamsterweibchen bekam im vergangenen Jahrhundert noch durchschnittlich 20 Junge im Jahr. Inzwischen sind es nur noch fünf oder sechs.

Aus drei Viertel seines ursprünglichen Lebensraums im Elsass sei er inzwischen verschwunden. Sowie aus 75 Prozent seiner Reviere in Osteuropa, berichtete die IUCN.

Eine eindeutige Ursache für die Entwicklung gibt es nicht. Studien sehen einen Zusammenhang mit der fortschreitenden Industrialisierung und der Klimaerwärmung. Auch die intensive Landwirtschaft mit ihren Monokulturen trägt demnach dazu bei.

WWF-Vertreter fordert stärkeren Einsatz für Artenschutz

2017 warnte das Umweltschutz-Forschungszentrum im Elsass: Die Ernährung der Feldhamster sei durch die Umwandlung weiter Landstriche in Mais- und Getreidefelder einseitig und nährstoffarm geworden. Deshalb frässen sie oft ihren eigenen Nachwuchs.

Der für den Naturschutz zuständige Vertreter des WWF Deutschland, Christoph Heinrich, sprach vom «grössten Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier». Er rief die Bundesregierung auf: Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft soll man sich für den Artenschutz stärker einsetzen.

«30 Prozent der Land- und Meeresfläche der EU sollen innerhalb des kommenden Jahrzehnts einen Schutzstatus erhalten. 15 Prozent der EU-Fläche an zerstörter Natur sollen wiederhergestellt werden».

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