In einer Erklärung hat sich die katholische Kirche Portugals bei den mindestens 5000 Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs entschuldigt.
Portugal Kirche
Gläubige halten eine Schweige- und Gebetswache für die Opfer von sexuellem Missbrauch durch die katholische Kirche vor dem Jeronimos-Kloster aus dem 16. Jahrhundert in Lissabon, Mittwoch, 22. Februar 2023. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine unabhängige Untersuchung hat rund 5000 Missbrauchsfälle bestätigt.
  • Nun hat sich der Präsident der portugiesischen Bischofskonferenz entschuldigt.
  • Opferverbände und Katholiken kritisierten die Erklärung.

Die katholische Kirche Portugals hat sich bei den geschätzt mindestens 5000 Opfern sexuellen Kindesmissbrauchs durch Kirchenangehörige entschuldigt. «Wir bitten alle Opfer um Vergebung: diejenigen, die mutig ihr Zeugnis abgelegt haben, so viele Jahre schweigend, und diejenigen, die immer noch mit ihrem Schmerz in der Tiefe ihres Herzens leben, ohne ihn mit jemandem zu teilen», sagte der Präsident der portugiesischen Bischofskonferenz, D. José Ornelas, am Freitagabend in der zentralportugiesischen Stadt Fátima.

Die Kirche reagierte damit auf den Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission von Mitte Februar, der 4815 zweifelsfrei bestätigte Fälle sexuellen Missbrauchs der vergangenen 70 Jahre nannte. Es habe aber seit den 1950er Jahren wohl weit mehr Fälle gegeben, sagte der Leiter der Kommission, Pedro Strecht, damals.

Kritik für Erklärung

Opferverbände und Katholiken kritisierten die Erklärung. «Das war ein Rückschritt», erklärte Jorge Wemans, einer der Unterzeichner eines offenen Briefes, aus dem die Kommission hervorgegangen war, der Zeitung «Público». Es fehlten «konkrete Massnahmen», wie Missbrauch künftig vermieden und wie den Opfern geholfen werden könne. Auch gebe es keine «Reflexion über die Machtausübung in der Kirche und den tiefgreifenden Klerikalismus», der Missbrauch erst möglich mache. Zudem hätten die Bischöfe zwar ihr Unbehagen über die Missbrauchsfälle geäussert, aber an Mitgefühl vermissen lassen, kritisierte «Público» in einem Kommentar.

Lisete Fradique von der portugiesischen Abteilung der katholischen Reformbewegung «Wir sind Kirche» (Nós somos igreja) zeigte sich «schockiert» vom Plan der Bischöfe, beim Weltjugendtag der Katholiken Anfang August in Lissabon eine Gedenkfeier für die Opfer zu veranstalten. «Das ist ein immenser Schmerz», sagte sie der Zeitung. Die Opfer würden alles noch einmal erleben müssen, warnte sie.

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