Ein erster iranischer Ermittlungsbericht hat den Abschuss von zwei Raketen auf die ukrainische Passagiermaschine bestätigt.
Alle 176 Insassen des abgeschossenen Flugzeugs kamen ums Leben
Alle 176 Insassen des abgeschossenen Flugzeugs kamen ums Leben - ISNA/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Iran kann Flugschreiber ohne Unterstützung aus dem Ausland nicht auswerten.

Zwei Raketen vom Typ TOR-M1 seien «in Richtung» des Flugzeugs abgefeuert worden, hiess es in dem Bericht, den die Luftfahrtbehörde in der Nacht zum Dienstag auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Sie räumte zugleich ein, dass der Iran die Flugschreiber ohne ausländische Unterstützung nicht auswerten kann.

US-Medien hatten bereits vor Tagen berichtet, die Maschine sei von zwei iranischen Raketen getroffen worden. Die «New York Times» veröffentlichte unter anderem Videomaterial, das den Angaben zufolge zeigt, dass zwei Projektile auf das Flugzeug abgegeben worden seien. TOR-M1 sind Boden-Luft-Raketen mit einer Kurzstrecken-Reichweite. Sie wurden in der ehemaligen Sowjetunion entwickelt, um Flugzeuge oder Marschflugkörper abzuschiessen.

Bei der Auswertung von Informationen des iranischen Generalstabs hätten die Ermittler entdeckt, dass tatsächlich zwei Raketen aus dem Norden in Richtung der Maschine angefeuert worden seien, hiess es nun in dem Ermittlungsbericht. Ob beide die Maschine trafen, liess der Bericht aber zunächst offen: Die Auswirkungen auf den Absturz der Maschine seien noch Gegenstand der Untersuchungen.

Die iranische Luftfahrtbehörde ist ihrem Ermittlungsbericht zufolge nicht in der Lage, die Flugschreiber des abgeschossenen Flugzeugs auszuwerten. Es sei «unmöglich», den Stimmrekorder und den Flugdatenschreiber zu lesen, weil deren Technik fortgeschritten sei. Deshalb seien die französischen und US-Behörden gebeten worden, eine Liste mit der für die Auswertung nötigen Ausrüstung - oder möglicherweise die Ausrüstung selbst - zur Verfügung zu stellen. Bislang habe es aber keine Antwort gegeben.

Die iranische Luftfahrtbehörde deutete mit ihren Äusserungen an, die Flugschreiber weiter selbst behalten zu wollen. Erst am Montag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Teheran zur Übergabe der Geräte an die ukrainischen Behörden aufgefordert. Ähnliche Forderungen gab es mehrfach auch aus Kanada.

Der Iran hatte erst nach tagelangen Dementis und massivem internationalen Druck den versehentlichen Abschuss der Passagiermaschine zugegeben, bei dem am 8. Januar alle 176 Insassen umgekommen waren. Die Revolutionsgarden übernahmen die Verantwortung. Der Iran hatte zum Zeitpunkt des Abschusses mit Raketenangriffen auf US-Stützpunkte im Irak auf die Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch die USA geantwortet.

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