Die deutsche Innenministerin hat den deutschen Cyber-Abwehr-Chef gefeuert. Grund ist seine mangelnde Distanz zu russischen Geheimdienstkreisen.
ARCHIV - Deutschland distanziert sich seit Monaten von Russland. Ein Mann an der Spitze des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, dem mangelne Distanz zu russischen Geheimdienstkreisen vorgeworfen wird, passt da nicht. Arne Schönbohm wurde nun entlassen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
ARCHIV - Deutschland distanziert sich seit Monaten von Russland. Ein Mann an der Spitze des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, dem mangelne Distanz zu russischen Geheimdienstkreisen vorgeworfen wird, passt da nicht. Arne Schönbohm wurde nun entlassen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - sda - Keystone/dpa/Rolf Vennenbernd
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik wurde gefeuert.
  • Ihm wurden Verbindungen zu Russland vorgeworfen.
  • Wer sein Nachfolger wird, ist noch unklar.

Die deutsche Innenministersterin Nancy Faeser (SPD) hat den Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, abberufen. Das teilte ein Sprecher ihres Ministeriums am Dienstag in Berlin mit.

Schönbohm stand mit dem Vorwurf mangelnder Distanz zu russischen Geheimdienstkreisen über den umstrittenen Verein «Cyber-Sicherheitsrat Deutschland» in der Kritik. Wer seine Nachfolge antreten soll, steht laut Innenministerium noch nicht fest.

Vorwürfe beeinträchtigen Vertrauensverhältnis

Die Ministerin habe entschieden, Schönbohm, «die Führung der Dienstgeschäfte als Präsident des BSI mit sofortiger Wirkung zu untersagen», teilte der Sprecher weiter mit. Hintergrund seien nicht zuletzt die in den Medien bekannten und breit diskutierten Vorwürfe. Diese hätten «das notwendige Vertrauen der Öffentlichkeit in die Neutralität und Unparteilichkeit der Amtsführung als Präsident der wichtigsten deutschen Cybersicherheitsbehörde nachhaltig beschädigt».

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Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), steht vor einem Nebenstandort seiner Behörde in Freital. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Dies gelte umso mehr in der aktuellen Krisenlage hinsichtlich der russischen hybriden Kriegsführung. Die im Raum stehenden Vorwürfe beeinträchtigten auch das unerlässliche Vertrauensverhältnis der Ministerin in die Amtsführung. Faeser war nach dpa-Informationen darüber verärgert, dass der BSI-Chef weiterhin Kontakte zu dem umstrittenen Verein «Cyber-Sicherheitsrat Deutschland» gepflegt hatte, den er vor zehn Jahren selbst mitgegründet und geleitet hatte, der zuletzt aber wegen Verbindungen zu russischen Geheimdiensten in die Kritik geriet.

Jan Böhmermann thematisierte Russland-Kontakte

Die Verbindung von Schönbohm zu dem umstrittenen Verein war zuvor von Jan Böhmermann in der Sendung «ZDF Magazin Royale» thematisiert worden. Dabei ging es zum einen um die Russland-Kontakte des «Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V.».

Zum anderen nahm der Beitrag die Berliner Cybersecurity-Firma Protelion ins Visier, die bis vor kurzem Mitglied im «Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V.» war.

Das Unternehmen firmierte bis Ende März unter dem Namen Infotecs GmbH.

Dabei handelt es sich um ein Tochterunternehmen der russischen Cybersecurityfirma O.A.O.Infotecs, die nach Informationen des Recherchenetzwerks Policy Network Analytics von einem ehemaligen Mitarbeiter des russischen Nachrichtendienstes KGB gegründet wurde.

Der war von Russlands Präsident Wladimir Putin für sein Wirken mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet worden.

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