Gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz wird ermittelt. Die Tat soll in Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre stehen.
Sebastian Kurz ibiza skandal
Sebastian Kurz steigt aus einem Auto. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen einen ehemaligen Angestellten von Sebastian Kurz wird ermittelt.
  • Der Mann soll einen Datenträger kurz nach der Ibiza-Äffäre zerstört haben.
  • Nun fordern verschiedene Stimmen eine konsequente Untersuchung.

Im Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre hat die österreichische Justiz Ermittlungen gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wegen Vernichtung von Beweismitteln eingeleitet.

Der Verdächtige habe wenige Tage nach dem Bekanntwerden der Affäre um Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) einen Datenträger aus dem Kanzleramt zerstören lassen, berichtete die «Kurier»-Zeitung am Samstag. Der Verdächtige wurde bereits am Donnerstag von der Polizei vernommen. Auch seine Wohnung wurde durchsucht.

Ibiza, Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache (DAÖ) während einer Pressekonferenz. Die Ibiza Affäre um ihn sorgte für einen Skandal in Österreich. - DPA

Der Ex-Mitarbeiter habe am 23. Mai, wenige Tage vor dem Misstrauensvotum gegen Kurz im österreichischen Parlament, unter falschem Namen eine Drucker-Festplatte von einer externen Firma zerstören lassen. Auf dieser sind Daten zu den zuletzt ausgedruckten Dokumenten gespeichert.

Das Unternehmen informierte die Polizei – allerdings nur, weil der Kurz-Mitarbeiter die Rechnung für die Aktion in Höhe von 76 Euro nicht bezahlt hatte.

Skandal oder «normaler Vorgang»?

Politiker aller Parteien, mit Ausnahme der ÖVP, forderten eine umfassende Untersuchung des Vorfalls. «Zahllose Fragen» sah SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda aufgeworfen. Die Wähler hätten das Recht zu erfahren, ob Kurz in den Fall verwickelt sei.

Sebastian Kurz
Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz - AFP

Ein Sprecher der ÖVP sagte dagegen der Nachrichtenagentur AFP, dass es sich bei der Zerstörung persönlicher Daten und nicht-offizieller Dokumente vor einem Regierungswechsel um einen normalen Vorgang handle. Der einstige Mitarbeiter hatte demnach keinen Zugang zu sensiblen Dokumenten.

Kurz bezeichnete heikle E-Mails als Fälschung

Bereits zuvor hatte es in Österreich Spekulationen gegeben, ob Kurz in die Ibiza-Affäre involviert sein könnte. Vergangenen Monat bezeichnete Kurz E-Mails, die angeblich seine Verstrickung belegten, als Fälschungen.

Österreich Ibiza Video FPÖ
In Österreich sorgte das Ibiza-Video für Aufsehen: Heinz-Christian Strache, ehemaliger Parteiobmann der FPÖ, neben der vermeintlichen Russen-Oligarchin 2017. - Der Spiegel/SZ

Kurz war nach der EU-Wahl Ende Mai per Misstrauensvotum abgewählt worden. Die Koalition zwischen der konservativen ÖVP von Kurz und der rechtspopulistischen FPÖ war nach der Veröffentlichung des sogenannten Ibiza-Videos zerbrochen. Für September ist eine vorgezogene Parlamentswahl angesetzt.

Auslöser der politischen Krise in Österreich war ein Enthüllungsvideo, das zeigt, wie der inzwischen zurückgetretene Vizekanzler und FPÖ-Chef Strache vor der Parlamentswahl 2017 einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte im Gegenzug für Wahlhilfe Staatsaufträge in Aussicht stellt.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Sebastian KurzKanzleramtDatenParlamentEuroFPÖ