So heiss war es in Deutschland noch nie - und die Temperaturen steigen weiter. Die Meteorologen melden deswegen immer neue Höchstwerte. Wer sich abkühlen möchte, könnte zum Beispiel nach Athen reisen.
Im Lingener Schwimmbad zeigt ein Thermometer 46,9 Grad an - allerdings in der prallen Sonne. Foto: Martin Remmers
Im Lingener Schwimmbad zeigt ein Thermometer 46,9 Grad an - allerdings in der prallen Sonne. Foto: Martin Remmers - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Hitzerekord jagt den nächsten.

Zum ersten Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde die 42-Grad-Marke geknackt: meldete nach vorläufigen Daten den Spitzenwert von 42,6 Grad. Zuvor hatten sich die Rekordmeldungen überschlagen.

, registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) schon einen Tag später weitere Rekordtemperaturen: Zuerst in Bonn-Roleber 40,7 Grad - bis das dann von Lingen mehrfach übertroffen wurde. Um 17.00 Uhr zeigte das Thermometer dort 42,6 Grad an. So heiss war es seit dem Jahr 1881 in Deutschland noch nie.

Jahrelang hatte das unterfränkische Kitzingen den schwitzenden Spitzenplatz mit der bisherigen Höchstmarke von 40,3 Grad gehalten. Dieser bislang historische Spitzenwert war im Sommer 2015 gleich zweimal gemessen worden - und schmolz nun angesichts der aktuellen Hitzewelle dahin. Nach vorläufigen Messwerten wurden gleich in sechs Bundesländern neue Höchstwerte erreicht. An 25 Messstationen betrugen die Temperaturen 40 Grad oder mehr, an 15 Stationen wurden Werte gemessen, die über dem Rekord aus Kitzingen von 2015 lagen.

«In der Liste der 10 heissesten Orte Deutschlands sind gleich vier mit mehr als 41 Grad», sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Abgesehen von Lingen seien die übrigen Hotspots nach den vorläufigen Messwerten in Nordrhein-Westfalen: In Duisburg-Baerl und Tönisvorst wurden jeweils 41,2 Grad gemessen, in Köln-Stammheim 41,1 Grad.

Allerdings ist nicht völlig auszuschliessen, dass die Messstation Geilenkirchen wieder für eine Überraschung sorgt, so Friedrich: Da an der externen Messstation, die nicht zum DWD-Messnetz gehört, eine Übung stattfand, lagen von dort noch gar keine Werte vor. Hier war am Mittwoch mit 40,5 Grad ein kurzzeitiger deutscher Rekord gemessen worden. Die kommenden Tage bleibt es laut DWD mit teilweise knapp 40 Grad sehr warm, der Höhepunkt der Hitzewelle ist demnach aber wohl überschritten.

Während sich angesichts der hohen Temperaturen viele Menschen zur Abkühlung in Freibäder, Seen und ans Meer stürzten, hat die Hitze auch ernstere Folgen für die Natur - und das Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen: Das AKW knapp 60 Kilometer südwestlich von Hannover soll wegen der steigenden Wesertemperatur voraussichtlich am Freitag abgeschaltet werden. Dann werde für das Flusswasser die kritische Temperaturgrenze von 26 Grad erwartet, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums. Das Wasser der Weser wird zur Kühlung des Atommeilers genutzt und anschliessend wieder in den Fluss geleitet.

Sportler bekamen die hohen Temperaturen ebenfalls zu spüren. Das erste Testspiel von Fussball-Bundesligist Hertha BSC im Trainingslager in Österreich sollte wegen der Hitze am Donnerstagnachmittag um eine Stunde nach hinten verschoben werden. Fussball-Bundesligist SC Paderborn sagte wegen der Hitze sein Nachmittagstraining gleich ganz ab.

Um die erträglicher zu gestalten, könnte ausserdem ein Blick in die Trickkiste anderer Länder helfen. So sorgen derzeit ungewöhnlich weisse Bahnschienen für Verwirrung bei Reisenden - das Weiss ist ein Hitzeschutz, das die Schienentemperatur senken soll. In Italien gibt es weisse Schienen schon länger, seit kurzem auch in der Schweiz. Nun wurden im bayerischen Würzburg Strassenbahnschienen weiss getüncht.

Die hohen Temperaturen haben derzeit auch andere Länder Europas im Griff. In Paris wurde ein neuer Hitzerekord gemessen. Mit mehr als 42 Grad war es in der französischen Hauptstadt so heiss wie nie zuvor seit Beginn der Temperaturaufzeichnung, wie der Wetterdienst France Météo mitteilte. Die Niederlande registrierten erstmals seit 75 Jahren mehr als 40 Grad. Und in Grossbritannien gehen die Meteorologen davon aus, dass die Temperaturen am Donnerstag auf über 39 Grad steigen könnten - das wäre ebenfalls ein Rekord.

In vielen südeuropäischen Urlaubsorten ist es dagegen derzeit sogar kühler als in Deutschland: Etwa in Athen betrug die Lufttemperatur um 12.00 Uhr 30,9 Grad, auf Ibiza 30,0 und in Lissabon gerade einmal 26,5 Grad.

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