Die Grippe hatte in Deutschland ihre schwächste Saison seit Jahrzehnten. Grund seien die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus.
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US-Wissenschaftler warnen vor starker Grippewelle im kommenden Winter. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland existierte die Grippe-Welle in diesem Winter nicht.
  • Mit nur 519 im Labor bestätigten Fällen ist es die schwächste Saison seit Jahrzehnten.
  • Grund für die tiefen Zahlen sind die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus.

Die Schwere der Grippewelle variiert normalerweise von Jahr zu Jahr. Aufgrund der Pandemie existiert die aktuelle Grippe-Saison jedoch schlichtweg gar nicht. Mit bisher nur 519 im Labor bestätigten Fällen geht die wohl schwächste Grippe-Saison seit Jahrzehnten in Deutschland dem Ende entgegen.

Nach Definition der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert Koch-Institut (RKI) wurden die Kriterien für einen Grippewelle-Beginn nicht erfüllt. Das teilte eine RKI-Sprecherin auf Anfrage mit.

Das heisse: «Es hat in dieser Saison überhaupt keine Grippewelle gegeben.» Dies sei ein Novum seit Beginn der Überwachung der Grippe durch die 1992 gegründete Arbeitsgemeinschaft. Auch die meisten anderen Länder der Nordhalbkugel seien von der Welle verschont geblieben.

Stagnation von Influenzaviren auf «niedrigem Niveau»

In ihrem Wochenbericht schreibt die AGI, im Vorjahr um diese Zeit seien mehr als 184'000 labordiagnostisch bestätigte Infektionen gemeldet gewesen. «Die Zirkulation von Influenzaviren stagniert in der Saison 2020/21 auf einem extrem niedrigen Niveau.» Die Meldezahlen bilden nur einen Teil des tatsächlichen Geschehens ab. Die AGI überwacht die Saison auch noch anhand weiterer Indikatoren.

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Ein Mann ist mit Grippe im Bett. (Symbolbild) - keystone

Gemeldet wurden laut dem Bericht bisher für diese Saison insgesamt 13 laborbestätigte Todesfälle im Zusammenhang mit der Grippe. In den Saisons zuvor waren es meist je einige Hundert, in der schweren Welle 2017/18 knapp 1700.

Nach RKI-Schätzungen liegen die tatsächlichen Zahlen aber deutlich höher: Für 2017/18 zum Beispiel wurde angenommen, dass 25'000 Menschen an der Grippe starben. Die Schwere der Grippewelle variiert normalerweise von Jahr zu Jahr.

Corona-Massnahmen schützen vor Grippe

Als Begründung für das Ausbleiben der Infektionswelle gelten Corona-Massnahmen. So die Mindestabstände, Hygiene, Masken, Empfehlungen zum Lüften von Räumen, Homeoffice-Regelungen und zeitweisen Schulschliessungen, wie das RKI bestätigte.

Grippeviren hätten weltweit und auch schon im Sommer 2020 auf der Südhalbkugel kaum noch messbar zirkuliert. Denn diese Massnahmen wurden laut RKI «mehr oder weniger in allen Ländern weltweit gegen die Corona-Pandemie genutzt».

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Grippe-Viren lösen jedes Jahr die Influenza aus und fesseln zahlreiche Menschen ans Bett. - Keystone

Grösseres Interesse an Grippe-Schutzimpfung

Und noch etwas hat sich in der Pandemie geändert: Das Interesse an der Grippe-Schutzimpfung war insbesondere zu Beginn der ersten und zweiten Corona-Welle grösser als normalerweise. Von März bis Dezember 2020 sind rund 3,5 Millionen mehr solcher Impfungen vorgenommen worden als im Vorjahreszeitraum. Das besagen Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).

Es waren auch mehr Impfdosen freigegeben worden als in den Jahren zuvor: 25 Millionen. Der Bund hatte zusätzliche Dosen beschafft, um eine weitere Belastung des Gesundheitswesens in der Corona-Krise zu vermeiden.

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