Viele hochproblematische Chemikalien verschmutzen die Umwelt und bedrohen dadurch die Artenvielfalt.
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Ein Zigarettenstummel liegt am Strand von Arenal auf Mallorca. - Clara Margais/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Forschergruppe warnt davor, dass Chemikalien die Umwelt und Artenvielfalt bedrohen.
  • Das bestehende Biodiversitätsabkommen ist den menschengemachten Chemikalien nicht gerecht.
  • Die Verschmutzung kann zum Rückgang oder zum Aussterben empfindlicher Arten beitragen.

Wissenschafter warnen davor, viele hochproblematische Chemikalien, die die Artenvielfalt bedrohen, nicht berücksichtigt werden. Von Entscheidungsträgern würde allerdings die Komplexität dieser Umweltverschmutzung unzureichend erfasst. Sie appellieren dafür, im aktuellen Entwurf für ein neues Biodiversitätsabkommen mehr Umweltschadstoffe zu berücksichtigen.

Anlass für den Appell der internationalen Forschergruppe sind die ab 21. Juni in Nairobi (Kenia) stattfindenden internationalen Verhandlungen zu einem neuen Biodiversitätsabkommen («post-2020 Global Biodiversity Framework»).

Das neue Biodiversitätsabkommen greift zu kurz

Die Forscher arbeiten um Gabriel Sigmund vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien. Ebenso um und Ksenia Groh vom Wasserforschungsinstitut Eawag (Schweiz). Im Entwurf zu dem Abkommen werde chemische Verschmutzung zwar erwähnt, dabei aber nur Nährstoffe, Pestizide und Plastikmüll berücksichtigt. Das Papier «greift damit zu kurz», so Sigmund.

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Die Umweltverschmutzung stellt eine nie dagewesene Belastung für die Meere weltweit dar. Foto: David Goldman/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Damit werde das Abkommen der immensen Vielfalt menschengemachter Chemikalien nicht gerecht. So seien bisher im Entwurf für das Abkommen toxische Metalle, Industriechemikalien, Chemikalien aus Konsumgütern und Arzneimittel nicht berücksichtigt. Ebenso die oft unbekannten Umwandlungsprodukte dieser Chemikalien nicht berücksichtigt.

Chemikalien können zum Aussterben empfindlicher Arten beitragen

Bedrohlich für die Artenvielfalt seien diese Chemikalien nicht nur, weil sie Tiere und Pflanzen direkt vergiften können. Sie würden auch indirekt auf Organismen wirken, indem sie deren Lebensbedingungen und Funktionen beeinträchtigen. Das könne zum Rückgang oder sogar zum Aussterben empfindlicher Arten beitragen.

Als Beispiel nennen die Forscher die Bedrohung der Populationen von Schwertwalen vor den Küsten Kanadas, Brasiliens, und Japans. Auch Gibraltars Küste weist, die hohe Konzentrationen von Industriechemikalien in ihrem Körper auf.

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Eurythenes plasticus lebt in einer Tiefe von mehr als 6000 Metern. Trotzdem ist er bereits von der Umweltverschmutzung mit Mikroplastik betroffen. - sda - WWF

Eine weitere Gefahr sehen die Forscher in der Verringerung der genetischen Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Dies, wenn sich diese an die chemische Belastung anpassen. Damit sinke aber auch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Stressfaktoren wie der globalen Erwärmung.

«Solche indirekten Effekte der chemischen Verschmutzung und weitere Wechselwirkungen mit anderen Stoffen werden ignoriert. Dies obwohl, sie die biologische Vielfalt und die Ökosysteme bedrohen. Sigmund betont: «Sie werden besonders ignoriert, wenn der Fokus auf Nährstoffe, Pestizide und Plastik begrenzt wird».

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