Ex-Bürgermeister suchte Mann fürs Leben
Der verstorbene Sylter Ex-Bürgermeister hatte davon geträumt, den Mann fürs Leben zu finden. Nach seiner Abwahl war er entspannt und zuversichtlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Nikolas Häckel sagte vor drei Jahren, er suche den Mann fürs Leben.
- Der Sylter Ex-Bürgermeister hatte wegen seines Amts aber kaum Zeit.
- Nach seiner Abwahl war er optimistisch. Nun starb er bei einem mutmasslichen Sex-Treffen.
Nach dem Tod von Nikolas Häckel (†50) wird das Leben des ehemaligen Bürgermeisters von Sylt nachgezeichnet. Es ergibt sich ein Bild eines Mannes, der in der Politik zwar Erfolg hatte. Daneben aber kaum.
Bereits vor drei Jahren sagte Häckel in einem Interview gegenüber «sh:z»: «Den richtigen Partner zu finden, ist tatsächlich mein Traum.» Er würde sich freuen, wenn «endlich» der Mann in sein Leben treten würde, der ihn glücklich mache. Er würde gerne jemanden haben, der ihn, wenn er nach Hause komme, frage: «Schatz, wie war dein Tag?»
Er mutmasste damals, dass sich auf Sylt vielleicht keiner traue, ihn anzusprechen. Dabei sei er sehr offen.
Im «Spiegel» nannte er einen anderen möglichen Grund: fehlende Zeit. Nach seiner Wahl zum Bürgermeister 2015 sei er einsamer geworden: «100 Prozent Arbeit», beschrieb er sein Leben. 16 Stunden am Tag habe er gearbeitet, auch noch nachts um drei Uhr Mails geschrieben. Dadurch habe er sich von seinen Freunden entfremdet.
Im Sommer 2023 folgte dann der Zusammenbruch: Wegen eines Burn-outs und Depressionen wurde er krankgeschrieben. Der Job habe ihn krank gemacht, kochen und duschen seien zum Teil nicht mehr möglich gewesen. Die meiste Zeit habe er im Bett verbracht.
Nach einigen Monaten kehrt er zurück, nur um gleich wieder krankgeschrieben zu werden.
Häckel sprach über den Tod
Es ist Februar 2024, als er der «Zeit» ein Interview gibt. Er spricht von Leere im Kopf, Leere im Körper. «Der Geist schweigt, völlige Stille, der Körper reagiert nicht, da ist nichts.» Es sei so wenig übrig, dass er gedacht habe: «So ähnlich wird das wohl sein, Sterben.»
Nikolas Häckel erholt sich langsam wieder und will im Sommer in einem reduzierten Pensum wieder arbeiten. Die Gemeindevertreter wollen das aber nicht, organisieren die Abwahl. Und so verliert er im Oktober sein Amt.
Nach der Abwahl zeigte er sich aber entspannt: «Hätte ich gewonnen – gegen all die Leute, die hier gegen mich waren – das hätte keinen Spass gemacht.» Als Pensionär wolle er nun sein Leben geniessen. «Mit 50 zu starten, finde ich ein riesiges Geschenk.»
Und auch seinem erwähnten Traum, den Mann fürs Leben zu finden, ging er wohl nach. Über eine Dating-App lernte er einen Mann in Hamburg kennen. Mit «Strangulationsmaterial» und Amphetaminen, wie das «Hamburger Abendblatt» schreibt, besuchte der Ex-Bürgermeister den Mann.
Doch beim mutmasslichen Sex-Treffen kollabierte er, die Atmung setzte aus. Sanitäter wurden herbeigerufen. Doch trotz Wiederbelebungsmassnahmen verstarb Nikolas Häckel im Spital.
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