Wenn Deutschland nicht auch auf Kohle verzichten muss, könnte es auf russisches Gas verzichten, um zu überwintern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie.
Rauch steigt aus dem Schornstein eines Mehrfamilienhauses in der Region Hannover auf. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Rauch steigt aus dem Schornstein eines Mehrfamilienhauses in der Region Hannover auf. Foto: Julian Stratenschulte/dpa - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland könnte den nächsten Winter auch ohne russisches Erdgas überstehen.
  • Dafür müsste die Nachfrage nach Gas gesenkt und die Gasspeicherung gefördert werden.
  • Eventuell könnte die Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken hinausgezögert werden.

Auch ohne Erdgas aus Russland müsste Deutschland im nächsten Winter nicht frieren, errechnen Analysten. Schwieriger könnte es jedoch werden, wenn auch die Kohle gestoppt würde. Unter bestimmten Bedingungen könnte Europa im nächsten Winter ohne russisches Erdgas auskommen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag vorgestellte Studie des Beratungsunternehmen Aurora Energy Research.

Die Analysten nehmen für diesen Fall eine Lücke von 109 Milliarden Kubikmeter Erdgas an. Dies entspräche 38 Prozent aller geplanten Gaslieferungen in die EU. Diese Lücke müsste durch andere Lieferungen und Verbrauchskürzungen geschlossen werden, hiess es.

Gas müsste abgespeichert werden

Alternative Lieferungen könnten gesteigert werden durch eine Kombination aus mehr Flüssiggas- und Pipeline-Importen. Zudem könne die heimischen Erdgasförderung verstärkt werden, hiess es in einer Mitteilung. Eine wichtige Rolle spiele auch die Gasspeicherung. Die Modellrechnung geht davon aus, dass die Speicher zu Beginn des kommenden Winters zu 90 Prozent gefüllt sind.

Auf der Grundlage aktueller Gaspreise rechnen die Analysten dafür mit Kosten in der Grössenordnung von 60 bis 100 Milliarden Euro. Starke staatliche Eingriffe wären für die Einspeicherung erforderlich.

Werden Atom- und Kohlekraftwerke doch (noch) nicht abgeschaltet?

Darüber hinaus müsste die Gasnachfrage in allen Wirtschaftsbereichen reduziert werden. So könnte die geplante Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken mit einer Kapazität von insgesamt 25 Gigawatt verzögert werden. Dies würde rund 12 Milliarden Kubikmeter Gasverbrauch durch Gaskraftwerke ausgleichen. Der Kohlebedarf und in der Folge auch die CO₂-Emissionen würden allerdings entsprechend steigen.

Würden allerdings auch noch die russischen Kohlelieferungen gestoppt, würde dies eine «erhebliche Herausforderung» für die Kohlekraftwerksbetreiber bedeuten, so die Studie. Auch Haushalte könnten durch massvolle Verhaltensänderungen den Gasverbrauch senken.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

PipelineEnergyStudieEuroEU