Auf der Frankfurter Buchmesse haben auch neurechte Verlage einen Stand. Dies sorgt kurz vor der Eröffnung der Messe für Kontroversen.
Frankfurter Buchmesse
Besucher stehen auf der Frankfurter Buchmesse vor einem Bücherregal. (Archivbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Frankfurter Buchmesse findet dieses Jahr wieder statt.
  • Dabei sorgt die Messe für Kontroversen.
  • Denn auch neurechte Verlage haben einen Stand erhalten.

Verlage der Neuen Rechten auf der Frankfurter Buchmesse haben kurz vor der offiziellen Eröffnung zu einer Kontroverse geführt. Die Bildungsstätte Anne Frank solidarisierte sich in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme mit der Autorin Jasmina Kuhnke. Diese hatte ihren Auftritt auf der Buchmesse wegen des dort vertretenen Jungeuropa-Verlags abgesagt.

«Desaster» für Debattenkultur

«Es ist ein Desaster für unsere offene Debattenkultur. Betroffene von Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit ziehen sich von der Frankfurter Buchmesse als der grössten Debattenmesse des Landes zurück. Weil sie sich dort nicht sicher fühlen», sagte Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte.

«Wir müssen in Deutschland inzwischen täglich rassistische und antisemitische Übergriffe auf Menschen dokumentieren», sagte Mendel. «Die giftige Ideologie der Rechten bedeutet eine konkrete Gefahr für Menschenleben. Anschläge wie in Halle, Hanau oder auch der Mord an Walter Lübcke machen dies überdeutlich. Wer ihnen auf prominenten Plattformen ein Podium bietet, trägt zur weiteren Normalisierung und Verbreitung von Menschenhass bei.»

Neurechten Verlagen dürfe keine Bühne geboten werden

Ähnlich äusserte sich Michael Müller, kulturpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion im Frankfurter-Römer. «Die Frankfurter Buchmesse darf diesen Verlagen keine Bühne bieten, auch nicht in der hinterletzten Ecke», betonte er. Das Grundrecht auf freie Meinungsäusserung in Deutschland werde «damit ganz sicher nicht beschnitten».

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Juergen Boos, Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse. Foto: Arne Dedert/dpa pool/dpa - dpa-infocom GmbH

Meinungsfreiheit sei ein hohes Gut, betonte Buchmessen-Direktor Juergen Boos am Dienstag. «Die Buchmesse ist der Ort, der dafür steht. Und wir müssen leider auch Meinungen oder die Präsenz von Menschen aushalten, die ich nicht unbedingt gerne hier hätte.» Die Buchmesse stehe für diesen möglichst offenen Diskurs.

«Wir werden immer das ganze Spektrum hier haben, solange sich die Menschen hier zeigen wollen. Aber es muss uns nicht gefallen. Aber es muss möglich sein, weil für uns Meinungsfreiheit, the freedom to publish, das höchste Gut ist.»

Schon 2017 hatte die Präsenz neurechter Verlage zu Protesten und einer Demonstration geführt.

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