Die zertrümmerte Karriere der einstigen Trümmerfrau der SPD

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Deutschland,

Sie ist angetreten, um eine am Boden liegende Partei wieder aufzurichten. Das Gegenteil ist eingetreten. Die einstige Hoffnungsträgerin der Partei ist gescheitert.

Lachend steht die damalige Juso-Bundesvorsitzende Andrea Nahles 1997 vor einem Plakat der Jungsozialisten. Foto: Andreas Altwein
Lachend steht die damalige Juso-Bundesvorsitzende Andrea Nahles 1997 vor einem Plakat der Jungsozialisten. Foto: Andreas Altwein - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Jahr, einen Monat und elf Tage: So lange hat es von der Wahl von Andrea Nahles an die SPD-Spitze bis zu ihrer Rücktrittsankündigung gedauert.

Die kurze Amtszeit stand von Anfang an unter keinen guten Vorzeichen.

Nur einen Monat vor ihrer Wahl setzte sie zusammen mit Vizekanzler Olaf Scholz gegen heftigen innerparteilichen Widerstand durch, dass die SPD ein weiteres Mal in die ungeliebte grosse Koalition mit der Union geht. Auch dafür wurde sie mit nur 66 Prozent der Stimmen abgestraft.

Trotzdem trat sie damals als eine Art Trümmerfrau an, die die SPD nach der bitteren Niederlage bei der Bundestagswahl wieder aufrichten und einen Erneuerungsprozess in Gang bringen wollte. Daraus wurde nichts. Stattdessen sackte die SPD immer weiter ab. Der historische Tiefststand von 15,8 Prozent bei der Europawahl gab der innerparteilich ohnehin stark angeschlagenen Partei- und Fraktionschefin den Rest.

Von dem Umgang mit ihr in der Woche nach der Europawahl ist sie offensichtlich so enttäuscht, dass sie ihre bundespolitische Karriere ganz beendet und auch ihren Parlamentssitz abgibt - 30 Jahre nach ihrem Eintritt in die SPD als 18 Jahre alte Gymnasiastin.

Die Tochter eines Maurers aus der Eifel gründete einst selbst einen SPD-Ortsverein. Ihre Magisterarbeit schrieb die Germanistin über die «Funktion von Katastrophen im Serien-Liebesroman». Als Juso-Chefin unterstützte sie den Sturz von Rudolf Scharping durch Oskar Lafontaine, später trug sie auch zum Rücktritt von Franz Müntefering bei. Sie kann Machtpolitik - und kämpft gegen ein klischeehaftes Image an: etwa das, eine laute politische Nervensäge oder kratzbürstig zu sein.

Nach dem Absturz auf 20,5 Prozent bei der Bundestagswahl wechselte sie als eine der wenigen verbliebenen Personalhoffnungen der SPD vom Posten der Arbeitsministerin auf den Fraktionsvorsitz. Sie dachte wie alle, man gehe in die Opposition, der Union versprach sie ironisch, jetzt gebe es «in die Fresse». Als Jamaika scheiterte und die SPD unter Druck kam, ihre Ablehnung einer weiteren Regierungsbeteiligung zu überdenken, kamen klare Worte eher von Nahles als vom damaligen Parteichef Martin Schulz.

Auf ihrer Internetseite beschreibt sich Nahles als «Sozialdemokratin. Katholikin. Mutter». Ihr Privatleben schottet sie ab, Tochter Ella (8) geht daheim in Rheinland-Pfalz auf eine Einklassenschule. Nahles' Heimatdorf Weiler ist auch wichtig, um zu spiegeln, was die Leute bewegt. Könnte sie eine Schlagzeile über sich dichten, würde die nach eigenen Worten lauten: «Schufterin mit Herz». Ihr Schuften für die Bundes-SPD endet nun tragisch, mit einem noch grösseren Trümmerhaufen.

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