Angela Merkel und die Länder-Ministerpräsidenten haben für Deutschland entschieden, den Lockdown zu verlängern. Es gibt aber viele Öffnungsmöglichkeiten.
Coronavirus - Bund-Länder-Videokonferenz
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), sitzen zu Beginn der Videokonferenz mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder zusammen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland wird der Lockdown im Kampf gegen Corona grundsätzlich verlängert.
  • Vereinbart wurde jedoch eine stufenweise Öffnungsstrategie mit eingebauter Notbremse.

Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland wird angesichts weiter hoher Infektionszahlen grundsätzlich bis zum 28. März verlängert. Allerdings soll es je nach Infektionslage viele Öffnungsmöglichkeiten geben.

Das haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Ministerpräsidenten am Mittwoch in Berlin in stundenlangen Verhandlungen beschlossen. Vereinbart wurde eine stufenweise Öffnungsstrategie mit eingebauter Notbremse.

Führen einzelne Lockerungen zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen in einer Region, werden automatisch alle schon erfolgten Erleichterungen wieder gestrichen.

Private Kontaktmöglichkeiten werden ab Montag gelockert

Schon vom kommenden Montag an sollen demnach die stark beschränkten privaten Kontaktmöglichkeiten gelockert werden. Dann werden wieder private Zusammenkünfte des eigenen Haushalts mit einem weiteren Haushalt möglich sein, jedoch beschränkt auf maximal fünf Personen.

Coronavirus
In Deutschland dürfen sich künftig wieder maximal zehn Personen treffen. - pixabay

In Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 neuen Infektionen pro Woche können es auch Treffen des eigenen Haushalts mit zwei weiteren Haushalten mit zusammen maximal zehn Personen sein. Kinder bis 14 Jahre sind hiervon jeweils ausgenommen. Bisher darf sich ein Hausstand mit maximal einer Person eines anderen Hausstandes treffen.

Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte sollen öffnen

Nach den schon vorgenommenen ersten Öffnungen bei Schulen und Friseuren sollen nun in einem zweiten Schritt Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte folgen.

In einzelnen Ländern sind diese bereits offen, jetzt sollen sie nach dem Beschluss der Bund-Länder-Runde bundesweit einheitlich dem Einzelhandel des täglichen Bedarfs zugerechnet werden.

Blumen Muttertag
In Deutschland sollen auch Blumengeschäfte wieder öffnen dürfen. - Keystone

Voraussetzung ist, dass Hygienekonzepte und eine Kundenbegrenzung eingehalten werden. Auch Fahr- und Flugschulen können den Betrieb unter Auflagen wieder aufnehmen.

Eingeschränkte Öffnungen bei Inzidenz von 100 Fällen per 100'000 Einwohner

Weitere eingeschränkte Öffnungen kann es schon in Regionen geben, in denen lediglich die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen je 100'000 Einwohner unterschritten wird. Neben Terminshopping-Angeboten im Einzelhandel können dann Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten für Besucher mit Terminbuchung öffnen.

Zoo Deutschland
Ein Tamarin Affe in einem Zoo. In Deutschland sollen bei guter Sieben-Tage-Inzidenz auch Zoos wieder öffnen können. - Keystone

Erlaubt sein soll dann auch Individualsport alleine oder zu zweit sowie Sport in Gruppen von bis zu zehn Kindern bis 14 Jahren im Aussenbereich. Bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 fallen die Auflagen weg oder werden abgeschwächt. Dann soll auch kontaktfreier Sport in kleinen Gruppen im Freien wieder möglich sein.

Nächste Öffnungsschritte: Aussengastronomie, Kinos, Theater

Die nächsten Öffnungsschritte werden dem Beschluss zufolge davon abhängig gemacht, dass die vorherige Stufe 14 Tage lang nicht zu einer Verschlechterung der Sieben-Tage-Inzidenz geführt hat.

Dann geht es zunächst um die Öffnung der Aussengastronomie, von Kinos, Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie um kontaktfreien Sport im Innenbereich und um Kontaktsport im Aussenbereich.

Im nächsten Schritt sind weitere Sportmöglichkeiten und Freizeitveranstaltungen dran. Auch hier gilt: Bis zu einer 100er Inzidenz soll es höhere Auflagen wie tagesaktuelle Tests oder einen Buchungszwang geben, die bei einer Sieben-Tage-Inzidenz bis 50 Neuinfektionen wegfallen.

Impfen und Testen verstärken

Wichtige Elemente für weitere Öffnungen sollen Impfen und Testen sein. Vereinbart wurde, dass Ende März/Anfang April die haus- und fachärztlichen Praxen umfassend in die Impfkampagne eingebunden werden, um diese zu beschleunigen. Kostenlose Corona-Schnelltests für alle Bürger sollen voraussichtlich von nächster Woche an möglich werden.

Coronavirus Impfung
Eine Pflegeperson bereitet Impfstoff gegen das Coronavirus vor. (Symbolbild) - dpa

Der Bund will ab dann die Kosten dafür übernehmen. Pro Woche soll mindestens ein Schnelltest möglich sein, den geschultes Personal etwa in Testzentren oder Praxen abnimmt.

Merkel: Neue Phase der Pandemie «mit berechtigten Hoffnungen»

Angela Merkel sagte an einer Pressekonferenz kurz vor Mitternacht, Deutschland stehe nun an der Schwelle zu einer neuen Phase der Pandemie, «in die wir nicht mit Sorglosigkeit, aber doch mit berechtigten Hoffnungen hineingehen können.» Der Frühling 2021 werde ein anderer sein als der Frühling im vergangenen Jahr.

Möglich geworden sei dies nach dem Eindämmen des Infektionsgeschehens in den vergangenen Monaten, die für viele schwere Belastungen und nie da gewesene Freiheitseingriffe bedeutet hätten.

Merkel And States Leaders Meet Over Lockdown Policy
Angela Merkel gibt bekannt, dass der Lockdown in Deutschland verlängert wird. Laut der Bundeskanzlerin gibt es aber auch viele Öffnungsmöglichkeiten. - keystone

«Was wir gemeinsam durchgestanden haben, das war hart», sagte Merkel. Es habe aber Wirkung gezeigt. So seien die Intensivstationen der Kliniken aus einer gefährlichen Notlage um die Weihnachtszeit zurückgeholt worden.

Merkel betonte zugleich, es gehe nun um Schritte der Öffnung, die die Entwicklung aber nicht zurückwerfen dürften. Es gebe in Europa Beispiele einer dramatischen dritten Welle. «Diese Gefahr besteht auch für uns», sagte die Kanzlerin.

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