Ein Online-Angriff entsetzt die Politik in Deutschland. Das Bundesamt für IT-Sicherheit rudert nach der Kritik über das angebliche Wissen seit Dezember zurück.
Ein Mann sitzt vor seinem Laptop und schaut sich den Programmcode an.
Ein Unbekannter soll über ein Twitter-Konto im Dezember massenweise persönliche Daten veröffentlicht haben. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bundesamt für IT-Sicherheit gibt an, von einem Hacker-Angriff seit Dezember zu wissen.
  • Nun rudert es zurück: Man habe bis zur Nacht zu Freitag «keine Kenntnis» gehabt.

Ein weitreichender Online-Angriff entsetzt die Politik in Deutschland. Das Bundesamt für IT-Sicherheit (BSI) gibt zunächst an, über den am Freitag breit bekannt gewordenen Datendiebstahl schon seit Dezember informiert zu sein – und erntet heftige Kritik. Nun rudert es zurück.

Man sei Anfang Dezember nur von einem einzigen Bundestagsmitglied über fragwürdige Bewegungen auf dessen E-Mail- und Social-Media-Accounts informiert worden. «Zu diesem Zeitpunkt gingen alle Beteiligten von einem Einzelfall aus», erklärte die Behörde am Samstag.

Persönliche Daten über Twitter verbreitet

Am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass ein Unbekannter über ein Twitter-Konto im Dezember massenweise persönliche Daten veröffentlicht hat, darunter Handynummern und private Chat-Protokolle. Hunderte Politiker sind betroffen, darunter Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch Daten von Schauspielern, Musikern und Journalisten wurden veröffentlicht.

BSI-Präsident Arne Schönbohm hatte dazu dem Fernsehsender Phoenix am Freitagabend zunächst gesagt: «Wir haben schon sehr frühzeitig im Dezember auch schon mit einzelnen Abgeordneten, die hiervon betroffen waren, dementsprechend gesprochen.»

Das war bemerkenswert, weil Kanzleramt und Bundeskriminalamt nach eigenen Angaben erst in der Nacht zu Freitag über die massenweise Daten-Veröffentlichung informiert worden waren. Schönbohm sagte weiter, es seien auch Gegenmassnahmen eingeleitet worden.

«Keine Kenntnis gehabt»

Am Tag darauf erklärte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik nun aber mit Blick auf den Fall von Anfang Dezember, von einer geplanten oder erfolgten Veröffentlichung der gestohlenen Daten im Zusammenhang mit dem Twitter-Account «G0d» (@_0rbit) habe man bis zur Nacht zu Freitag «keine Kenntnis» gehabt.

Erst durch das Bekanntwerden der Veröffentlichungen habe dann das BSI «am 4. Januar 2019 diesen und vier weitere Fälle, die dem BSI im Verlauf des Jahres 2018 bekannt geworden sind, in diesen Zusammenhang stellen» können. Auch bei diesen Fällen handelt es sich nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA um Bundestagsabgeordnete.

Das BSI erklärte weiter, nach bisherigen Erkenntnissen handle es sich überwiegend um Angriffe auf private und persönliche Accounts der Betroffenen. Das BSI sei aber nur zuständig für den Schutz der Regierungsnetze.

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