Der nächste Eklat im Fall des Skandalunternehmens Wirecard. Der Chef Aufsichtsbehörde Apas spekulierte mit Wirecard-Aktien.
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ARCHIV - 20.07.2020, Bayern, Aschheim: Der Schriftzug von Wirecard ist an der Firmenzentrale des Zahlungsdienstleisters in Aschbeim bei München zu sehen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Tag des Absturzes kaufte sich der Alas-Chef Wirecard-Aktien.
  • Dies räumte Ralf Bose im Bundestag ein.
  • Nun fordern Ausschussmitglieder den Rauswurf von Bose.

Im wohl grössten Betrugsskandal der Nachkriegszeit geht es längst nicht nur um den tiefen Fall des einstigen Börsenlieblings Wirecard. Auch die Wirtschaftsprüfer und ihre Aufsichtsbehörde stehen unter Druck - und mit ihnen jetzt auch der Wirtschaftsminister.

Es ist schon nach Mitternacht, als im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags eine Aussage fällt, die alle wachrüttelt.

Apas-Chef handelte mit Aktien von Wirecard

Noch während der Ermittlungen seiner Behörde im Skandal um Wirecard hat der Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas selbst mit Wirecard-Aktien gehandelt. Die Abgeordneten trauen ihren Ohren kaum, als Ralf Bose das im Bundestag einräumt.

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Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Bundestag. Das Kabinett will Anpassungen am Energiewirtschaftsgesetz vornehmen. - Keystone

«Sieht irgendwie nach Insiderhandel aus», kommentiert die SPD-Finanzpolitikerin Cansel Kiziltepe sofort. Am Morgen danach wächst der Druck auf den für die Apas zuständigen Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU): Er müsse seinen Behördenleiter Ralf Bose entlassen, fordern Ausschussmitglieder verschiedener Fraktionen.

Altmaier selbst zeigte sich «befremdet» über die Aktienkäufe. «Wir werden mit den Beteiligten sprechen und wir werden sehr genau überprüfen, ob die geltenden Regelungen eingehalten worden sind. Und ob es geboten ist, daraus Konsequenzen zu ziehen», kündigte der Minister an. Sorgfalt gehe aber vor «Schnellschüssen».

Bose glaubte an Wirecard

Apas-Chef Bose sagte im Ausschuss aus, er habe die Aktien von Wirecard am 28. April 2020 gekauft und am 20. Mai wieder verkauft. Am Tag des Kaufs war der Börsenkurs von Wirecard abgestürzt.

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Der Schriftzug des Skandalunternehmens Wirecard ist an der Firmenzentrale des Zahlungsdienstleisters in Aschbeim bei München zu sehen. - dpa

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte aufgedeckt, dass es keine Nachweise zur Existenz von angeblichen Kundenbeziehungen und daraus erzielten Umsätzen gab.

Er habe trotzdem an das Geschäftsmodell von Wirecard geglaubt, sagte der Behördenleiter nach Angaben von Ausschussmitgliedern. Zu diesem Zeitpunkt hatte seine Behörde bereits Vorermittlungen gegen die Wirecard-Wirtschaftsprüfer von EY eingeleitet.

Grünen-Abgeordnete reicht Anzeige ein

Als der Behördenleiter seine Aktien am 20. Mai mit Verlusten wieder verkaufte, lief ein förmliches Berufsaufsichtsverfahren seiner Behörde gegen die Wirtschaftsprüfer. Ob der Verkauf mit diesem Verfahren zusammenhing, blieb zunächst offen. Der Linken-Finanzpolitiker, Fabio De Masi, wies auf ein Telefonat der Apas-Leitung mit der staatlichen Aufsichtsbehörde Bafin am gleichen Tag hin.

Der Grünen-Abgeordnete Danyal Bayaz hat inzwischen bei der staatlichen Aufsichtsbehörde Bafin eine Verdachtsanzeige gegen Bose eingereicht. «Nach meinem Verständnis legen die Aussagen von Ralf Bose im gestrigen Untersuchungsausschuss den Verdacht von Insiderhandel nahe.» Dies sagte Bayaz.

Allein, dass der Behördenchef von geheimen Anhängen des KPMG-Berichts und dem angesetzten Telefonat wusste, lege diesen Verdacht nahe. Wenn er sich bestätige, müsse die Bafin unverzüglich Strafanzeige gegen Bose stellen.

CSU-Finanzpolitiker Michelbach fordert Untersuchung

Abgeordnete mehrerer Fraktionen forderten Altmaier auf, den Behördenchef zu entlassen. «Aus meiner Sicht kann er nicht im Amt bleiben», kommentierte der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar. Bayaz erklärte: «Ohne einen Neuanfang an der Spitze der APAS wird es kaum möglich sein, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.» Auch De Masi forderte die Entlassung des Behördenchefs.

Zugleich müsse es klarere Regeln gegen Insiderhandel in Aufsichtsbehörden und den Ministerien selbst geben, kritisierten die Abgeordneten. Die Bundesregierung habe bereits im November mitgeteilt, dass sie keine Kenntnisse über Aktienhandel bei der Apas habe. Da dort keine Meldepflichten existierten.

Der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach forderte, den Vorgang umgehend zu untersuchen und die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. «Es kann nicht angehen, dass der Präsident der Apas mit Aktien eines Unternehmens handelt, das mittelbar Gegenstand einer Überprüfung ist.» Dies sagte der stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende dem «Handelsblatt».

Es müsse auch aufgeklärt werden, was genau bei dem Telefonat zwischen Apas und Bafin besprochen wurde.

Grünen-Abgeordnete reicht Anzeige ein

Als der Behördenleiter seine Aktien am 20. Mai mit Verlusten wieder verkaufte, lief ein förmliches Berufsaufsichtsverfahren seiner Behörde gegen die Wirtschaftsprüfer. Ob der Verkauf mit diesem Verfahren zusammenhing, blieb zunächst offen. Der Linken-Finanzpolitiker, Fabio De Masi, wies auf ein Telefonat der Apas-Leitung mit der staatlichen Aufsichtsbehörde Bafin am gleichen Tag hin.

Der Grünen-Abgeordnete Danyal Bayaz hat inzwischen bei der staatlichen Aufsichtsbehörde Bafin eine Verdachtsanzeige gegen Bose eingereicht. «Nach meinem Verständnis legen die Aussagen von Ralf Bose im gestrigen Untersuchungsausschuss den Verdacht von Insiderhandel nahe.» Dies sagte Bayaz.

Allein, dass der Behördenchef von geheimen Anhängen des KPMG-Berichts und dem angesetzten Telefonat wusste, lege diesen Verdacht nahe. Wenn er sich bestätige, müsse die Bafin unverzüglich Strafanzeige gegen Bose stellen.

CSU-Finanzpolitiker Michelbach fordert Untersuchung

Abgeordnete mehrerer Fraktionen forderten Altmaier auf, den Behördenchef zu entlassen. «Aus meiner Sicht kann er nicht im Amt bleiben», kommentierte der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar. Bayaz erklärte: «Ohne einen Neuanfang an der Spitze der APAS wird es kaum möglich sein, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.» Auch De Masi forderte die Entlassung des Behördenchefs.

Zugleich müsse es klarere Regeln gegen Insiderhandel in Aufsichtsbehörden und den Ministerien selbst geben, kritisierten die Abgeordneten. Die Bundesregierung habe bereits im November mitgeteilt, dass sie keine Kenntnisse über Aktienhandel bei der Apas habe. Da dort keine Meldepflichten existierten.

Der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach forderte, den Vorgang umgehend zu untersuchen und die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. «Es kann nicht angehen, dass der Präsident der Apas mit Aktien eines Unternehmens handelt, das mittelbar Gegenstand einer Überprüfung ist.» Dies sagte der stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende dem «Handelsblatt».

Es müsse auch aufgeklärt werden, was genau bei dem Telefonat zwischen Apas und Bafin besprochen wurde.

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