Im ersten Halbjahr 2019 verzeichnete die deutsche Polizei über 600 Übergriffe auf Flüchtlinge.
Brand Flüchtlingheim
Außenansicht eines geplanten Flüchtlingsheims, das in Remchingen, Deutschland, am 18. Juli 2015 abgebrannt ist. Die Brandursache bleibt unklar, die Polizei wird Brandstiftung nicht ausschließen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In diesem Jahr verzeichnete die deutsche Polizei über 600 Angriffe auf Flüchtlinge.
  • Fast alle Straftaten wurde als «politisch motivierte Kriminalität rechts» kategorisiert.

Die deutsche Polizei hat nach einem Zeitungsbericht im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 609 Angriffe auf Flüchtlinge registriert. Das gehe aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Das berichtete die «Neue Osnabrücker Zeitung» am Donnerstag.

Die Delikte reichten demnach von Beleidigung und Volksverhetzung bis hin zu Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung. Fast alle Straftaten ordneten die Sicherheitsbehörden dem Bereich «politisch motivierte Kriminalität rechts» zu.

Hinzu kamen demnach 60 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte sowie 42 Attacken gegen Hilfsorganisationen oder ehrenamtliche Helfer. Bei den Übergriffen seien 102 Menschen verletzt worden, darunter sieben Kinder.

Brandanschlag Flüchtlingsunterkunft
Blick auf den nach einem Brandanschlag ausgebrannten Dachstuhl des zur Flüchtlingsunterkunft umgebauten ehemaligen Hotels «Husarenhof» von einer Drehleiter aus. Foto: Christian Essler - Keystone

Am meisten Angriffe in Brandenburg

Jeder vierte aktenkundige Angriff auf einen Flüchtling ereignete sich laut Auflistung in Brandenburg. Die Polizei verzeichnete dort 160 Delikte mit dem «Angriffsziel Flüchtling/Asylbewerber», so das Bundesinnenministerium.

In anderen deutschen Bundesländern wurden demnach weit weniger Übergriffe aktenkundig. In Baden-Württemberg waren es 62, in Niedersachsen 58, in Sachsen 56.

Flüchtlinge in Deutschland bedroht

Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, teilte mit, Flüchtlinge seien in Deutschland einer alltäglichen Bedrohung ausgesetzt. «Der Staat hat eine Schutzpflicht gegenüber diesen Menschen.»

Das deutsche Innenministerium betont in seiner Antwort: «Alle in unserer Gesellschaft und auch die Politik tragen die gemeinsame Verantwortung, sich gegen ein stilles Einverständnis oder auch blosses Hinnehmen solcher Anschläge durch die Minderheit in unserer Gesellschaft deutlich zu positionieren.»

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