Die hellhörigen Sony LinkBuds im Test — eine ANC-Antithese

Vergangenen Februar haben Kopfhörer-Fans und Audio-Enthusiasten nicht schlecht gestaunt, als Sony die neuen LinkBuds präsentierte. Es handelt sich zwar um True-Wireless-Earbuds, jedoch in einem wahrhaftig einzigartigen Look. Wo Sony sonst zu den absoluten Spitzenreitern des Active Noise Cancelling gehört, machen die LinkBuds das genaue Gegenteil. Das Ergebnis ist genial, wenn auch nicht für die breite Masse.

Ähnlich wie schon bei den herausragenden WF-1000XM4 (immer noch schrecklicher Name), zeigt sich der Hersteller grün. Die Verpackung kommt ganz ohne Plastik daher und das Plastik der Kopfhörer ist komplett recycelt. Auch fällt direkt auf, wie kompakt das Gesamtpaket ist.

Sowohl das Case, als auch die Ohrstöpsel sind klein und leichtgewichtig. Ein einzelner Ohrhörer wiegt laut Herstellerangaben lediglich 4 Gramm. Die LinkBuds den ganzen Tag lang zu tragen, ist zumindest theoretisch kein Problem.

Auch der Komfort ist in meinem Fall noch nach mehreren Stunden hervorragend. Öfters pausiere ich meine Musik, nehme die Kopfhörer aber nicht heraus. So kommt es auch mal vor, dass ich sie einen ganzen Tag trage, ohne dabei durchgehend Musik zu hören.

Durch das Loch mitten im Lautsprecher hört man die Welt um sich herum, als würde man gar keine Kopfhörer tragen. Genau das ist auch das Ziel der Sony Linkbuds. Optimal ist das also fürs Büro, oder etwa als Fussgänger auf der Strasse.

Was in manchen Situationen ein Segen ist, kann in anderen aber auch ein ganzer Fluch sein. In besonders lauten Umgebungen kann der Sound aus den LinkBuds auch mal untergehen. Etwa auf einem Bahnhof, wenn der Zug einfährt, muss man sich kurzzeitig von Musik oder Podcast verabschieden.

Jetzt aber zum eigentlichen Verwendungszweck: Wie klingen denn die LinkBuds? Wer sich auf den sonst Sony-typischen warmen und verspielten Klang einstellt, wird mit diesen Earbuds enttäuscht.

Da die Kopfhörer lediglich in der Ohrmuschel liegen, sind gerade die Tiefen nicht ganz so mächtig wie gewohnt. Das heisst aber keinesfalls, dass der Sound nicht gut ist. Anstelle von wummernden Tönen gibt es ein wahnsinnig sauberes und ausgewogenes Klangbild.

Unterstützt wird dies durch Sonys DSEE-Codec, welcher den Ton digital nochmals enorm aufwertet. Da die Kopfhörer nicht geschlossen sind, entsteht zudem eine erstaunlich grosse Soundstage. Wer schon mal grosse Open-Back-Kopfhörer genutzt hat, wird diesen Sound kennen. Definitiv macht das Musikhören mit den Sony LinkBuds Spass, wer aber den ultimativen Klang will, sollte zu den WF-1000XM4 greifen.

Wenn es bei den LinkBuds ein grosses Manko gibt, dann ist das weder Sound noch Features oder Komfort. Der Akku dieser Kopfhörer ist leider nicht überzeugend, gerade in Bedacht auf die Versprechen dieses Produkts. Da sie bequem und schalldurchlässig sind, könnten sie problemlos von morgens bis abends durchgehend genutzt werden. Mit rund fünf Stunden pro Mal reicht es gerade für einen halben Arbeitstag.

Zumindest können die Kopfhörer im Case insgesamt etwas mehr als dreimal vollgeladen werden. Innert 10 Minuten gibt es dabei 90 Minuten Laufzeit. Ein weiterer, aber kleinerer Kritikpunkt ist die Lautstärke. Wer etwa den Lärm vom eigenen Staubsauger übertönen will, ist mit diesen Kopfhörern schlecht beraten.

Zumal die LinkBuds nur etwa bis zu 75 Prozent der maximalen Lautstärke schaffen. Darüber hinaus wird der Sound nicht mehr wirklich lauter, sondern nur schlechter. Dazu wird die gehörte Musik auf dieser Lautstärke auch für Pult-Nachbarn im Büro klar wahrnehmbar.

Klar ist aber, dass sich Sony mit den LinkBuds einige sehr kluge Gedanken gemacht hat. Anders als reguläre Earbuds mit Transparenzmodus, bleibt mit diesen Kopfhörern die Musik und die Aussenwelt klar und unverfälscht hörbar. Das Hörerlebnis fühlt sich eher an, als käme der Ton aus Lautsprechern in der Nähe, als auch Ohrstöpseln. Zudem spielen die LinkBuds klanglich definitiv in der Oberklasse.

Die Sony LinkBuds sind ein ganz spannendes Produkt, wenn auch die Zielgruppe nicht die grösste sein mag. Für 199 Franken gibt es hier Kopfhörer, welche eine einmalige Leistung mit klarem Sound vereinen. Kinderkrankheiten gibt es aber dennoch. Spätestens eine weitere Generation könnte aber wirklich massentauglich sein.