Der weltweit grösste Netzwerkausrüster Huawei steht schwer unter Druck. Die Affäre um die Tochter des Gründers macht alles noch komplizierter.
Ren Zhengfei, Chef von Huawei.
Ren Zhengfei, Gründer und CEO von Huawei, appelliert an Vertrauensgewinnung. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Druck auf den chinesischen Telekom-Giganten Huawei wächst weiter.
  • Mit einer PR-Offensive versucht das Unternehmen Sicherheitsbedenken zurückweisen.

Der neue Deutschland-Chef des chinesischen Telekom-Riesen Huawei hat Sicherheitsbedenken bei der Netzwerkausrüstung seines Konzerns zurückgewiesen. «Huawei-Produkte sind nur wie ein Ziegelstein», sagte Dennis Zuo vor deutschen Journalisten, die heute Dienstag das Cyber-Sicherheitslabor des Unternehmens in Dongguan in Südchina besichtigen konnten.

«Er wird nach bestimmten Standards gebaut. Es lässt sich nicht sagen, dass die Sicherheit des Hauses von diesem Ziegelstein abhängt.» Wenn ein ganzes Haus gebaut werde, hänge die Sicherheit vielmehr von vielen anderen Dingen ab.

Das Gespräch mit den deutschen Journalisten ist Teil einer PR-Offensive des grössten Netzwerkausrüsters und zweitgrössten Handyherstellers der Welt, der schwer unter Druck geraten ist. Wegen Bedenken, dass die Ausrüstung ein Sicherheitsrisiko darstellen könnte, ist Huawei praktisch vom nationalen Netzwerk-Markt in den USA ausgeschlossen. US-Behörden drängen andere Staaten, ihrem Beispiel zu folgen. In Australien, Neuseeland, Grossbritannien und auch Norwegen gibt es bereits ein Umdenken oder wird noch geprüft.

Akzeptanz und Vertrauen

Der Gründer Ren Zhengfei wandte sich in einem Appell an seine Mitarbeiter: Da Cloud-Speicherdienste, Digitalisierung und Softwarelösungen immer wichtiger würden, «erreicht der Bedarf an Vertrauenswürdigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologie völlig neue Höhen». «Ob unsere Kunden unsere Produkte kaufen wollen oder es überhaupt wagen, hängt davon ab, ob sie ihnen trauen oder nicht», schrieb er in einer Email. «Das gleiche gilt dafür, die Akzeptanz und das Vertrauen von Regierungen in der Welt zu gewinnen.»

Der in Shenzhen bei Hongkong ansässige Konzern verweist darauf, dass seine Produkte in mehr als 170 Ländern und Regionen im Einsatz seien. Niemand habe bisher einen Beweis vorgelegt, dass die Ausrüstung ein Risiko darstelle. Huawei habe schon Verträge über den Ausbau des 5G-Netzes in 30 Ländern geschlossen und verschiffe täglich 5G-Stationen.

Meng Wanzhou, Finanzchefin des chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei, während einer Diskussion.
Meng Wanzhou, Finanzchefin des chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei, wird in Kanada festgehalten. Die USA fordern nun ihre Auslieferung. - keystone

Der Konzern geriet auch wegen einer Affäre um die Tochter des Gründers in die Schlagzeilen: Meng Wanzhou, Finanzchefin des Unternehmens, sitzt unter strengen Auflagen in Kanada fest. Die USA haben ihre Auslieferung beantragt. Ihr wird Bankbetrug bei der Verletzung von Sanktionen gegen den Iran angelastet.

Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Kanada und China. Nach ihrer Festnahme wurden in China zwei Kanadier festgenommen. Chinas Behörden werfen ihnen Aktivitäten vor, die «die nationale Sicherheit gefährden».

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