Einem japanischen Lokführer wurde wegen einer Minute Abfahrts-Verspätung der Lohn gekürzt. Doch er sträubt sich, das so hinzunehmen und reicht Klage ein.
Lokführer
Der japanische Lokführer bekommt nach der Lohnkürzung sein Geld wieder zurück. (Symbolbild) - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Einem japanischen Lokführer wurde wegen einer Minute Verspätung der Lohn gekürzt.
  • Nach einem Rechtsstreit ist nun klar: Der Bahnbetreiber muss das Geld zurückzahlen.

Eine Lohnkürzung wegen einer Minute Verspätung? Ein Arbeitgeber in Japan sieht diese Entscheidung gerechtfertigt.

Als einem Lokomotivführer ein Fehler unterlief, kostete ihn dieser 40 Cent. Doch nachdem er deswegen Klage eingereicht hatte, bekommt er sein Geld zurück.

Der Lokführer hätte einen leeren Zug am Bahnhof Okayama in ein Depot fahren sollen. Dabei hatte er sich aber zunächst im Bahnsteig geirrt. Es kam deswegen zu einer Verzögerung der Abfahrt um eine Minute. Zur Bestrafung wurde ihm der Lohn um 43 Yen gekürzt – dagegen zog der Lokführer vor Gericht.

West Japan Railway Company
Der Zugführer hätte in ein Depot fahren sollen. - keystone

Der Bahnbetreiber West Japan Railway Company hatte die Lohnkürzung mit ihrem strengen Arbeitsprinzip gerechtfertigt: «keine Arbeit, kein Lohn». Der Lokführer habe während der Verwechslung nicht gearbeitet.

Ein klarer Fall für die Kläger

Von der Klägerseite wurde die Situation anders geschildert: Die beanstandete eine Minute Verspätung sei sehr wohl Arbeitszeit gewesen. Ausserdem sei es durch das Versehen des Lokführers zu keinerlei Unterbrechung der Zugfahrpläne gekommen.

Das zuständige Bezirksgericht in der Präfektur Okayama verkündete am Dienstag schliesslich das Urteil dazu. Der angeklagte Bahnbetreiber West Japan Railway Company muss dem Lokführer 56 Yen zahlen. Da sind auch die entgangenen Überstundenzahlungen inklusive. Dies berichtete die Tageszeitung «Yomiuri Shimbun».

Was halten Sie von dieser Lohnkürzung in Japan?

Der Lokführer hatte vor Gericht die ihm gekürzten 43 Yen plus 13 Yen an Überstundengeld eingefordert. Zusätzlich forderte er 2,2 Millionen Yen (16'207 Schweizer Franken) Schadenersatz. Diese sollen die durch die Entscheidung seines Arbeitgebers verursachten psychischen Leiden wiedergutmachen.

Der bizarre Rechtsstreit wirft ein Schlaglicht auf die legendäre Pünktlichkeit japanischer Bahnen. Dafür weist er aber auch auf Japans nicht selten ausbeuterische Arbeitswelt.

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