Auch mehr als eine Woche nach der verheerenden Flutkatastrophe in Libyen ist die Lage im Osten des Landes sehr unübersichtlich.
Menschen suchen nach Flutopfern. Foto: Ricardo Garcia Vilanova/AP/dpa
Menschen suchen nach Flutopfern. Foto: Ricardo Garcia Vilanova/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Ricardo Garcia Vilanova

Nach der verheerenden Flutkatastrophe in Libyen ist die Lage im Osten des Landes weiterhin angespannt. Während die Rettungs- und Bergungsarbeiten laufen, ergreifen die Behörden neue Massnahmen, um die Katastrophe in den Griff zu bekommen.

Das Gesundheitsministerium der Regierung im Osten teilte am Dienstag der Nachrichtenseite «Al-Marsad» zufolge mit, dass die stark betroffene Hafenstadt Darna in drei Zonen eingeteilt wurde. Das Risiko von Krankheitsausbrüchen wuchs unterdessen weiter.

Gebiet für unbewohnbar erklärt

Die am stärksten betroffene Gegend in Darna wurde am Dienstag für unbewohnbar erklärt. Sie dürfe nur noch von Rettungsteams betreten werden, hiess es. Auch die «fragile Zone» – eine weitere Gegend, die stark von Wasser durchflutet wurde – stelle eine Gefahr für die Bewohner dar. Die dritte und letzte Zone wurde von dem Ministerium als sicher und bewohnbar erklärt.

Mit dem Voranschreiten der Aufräumarbeiten stieg auch die Wut unter den Bürgern: Hunderte aufgebrachte Menschen forderten vor einer Moschee im Zentrum der verwüsteten Hafenstadt am Montagabend, dass die Verantwortlichen der Katastrophe zur Rechenschaft gezogen werden, wie Aufnahmen des libyschen TV-Senders Al-Masar zeigten. Laut Augenzeugen versuchten Demonstranten, das Haus des inzwischen suspendierten Bürgermeisters Abdel-Monim al-Ghaiti in Brand zu setzen.

Libyen
In Libyen kam es zu gewaltsamen Protesten. - keystone

In Folge des Sturms «Daniel» waren zwei Dämme in Darna gebrochen. Ganze Viertel der 100'000 Einwohner zählenden Stadt wurden durch die Wassermassen weggespült. Den Behörden wird vorgeworfen, die Dämme nicht ordnungsgemäss instandgehalten und somit zur Katastrophe beigetragen zu haben. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden rund 4000 Todesopfer identifiziert.

Wasserquellen stark mit Abwässern verunreinigt

Durch die schweren Überschwemmungen sind zudem die Wasserquellen in der Katastrophenregion stark mit Abwässern verunreinigt. Tausende Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr. Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) warnte eindringlich vor einer sich «rasch ausweitenden Gesundheitskrise», vor allem in Darna. Dutzende Kinder seien bereits wegen verschmutzten Wassers erkrankt, hiess es.

Auch die Vereinten Nationen zeigten sich besorgt. Insbesondere verunreinigtes Wasser und mangelnde sanitäre Einrichtungen erhöhten das Risiko von Krankheitsausbrüchen, hiess es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung von UNSMIL, der UN-Mission in Libyen.

Katastrophenregion
In der besonders schwer getroffenen Hafenstadt Darna sind Zehntausende Menschen obdachlos geworden. - Jamal Alkomaty/AP

Teams der Vereinten Nationen arbeiteten daran, eine «zweite verheerende Krise in der Region» und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Die EU sagte Libyen weitere 5,2 Millionen Euro (5 Millionen Franken) für humanitäre Hilfe zu. Auch die USA stellen weitere 11 Millionen Dollar (9,8 Millionen Franken) bereit.

Libyen ist faktisch zweigeteilt. Das Bürgerkriegsland hat im Westen eine Regierung, die international anerkannt ist. Im Osten, wo der Sturm «Daniel» besonders grossen Schaden angerichtet hat, herrscht eine andere Regierung, die international nicht anerkannt ist. Die faktische Teilung erschwert die Rettungseinsätze.

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