USA schicken nach Präsidentenmord keine Truppen nach Haiti
Nach dem Mord an Jovenel Moïse hat Haiti die USA darum gebeten, Truppen zu entsenden. Joe Biden zufolge stehe dies jedoch nicht auf der Tagesordnung.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 7. Juli wurde der haitianische Präsident Jovenel Moïse ermordet.
- Die USA schicken keine Truppen, um das Land zu stabilisieren.
- Unterdessen gibt es neue Erkenntnisse zum Anschlag.
Die USA wollen keine Truppen nach Haiti schicken, um das Land nach der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse zu stabilisieren. Die Regierung des Karibikstaates hatte die Ex-Besatzungsmacht USA darum gebeten.
Das stehe derzeit nicht auf der Tagesordnung, sagte jedoch US-Präsident Joe Biden am Donnerstag im Weissen Haus. Die Vereinigten Staaten würden lediglich Marines zur Sicherung ihrer Botschaft nach Haiti entsenden. Aus Kolumbien kamen am Donnerstag neue Informationen zu dem Attentat ans Licht: Ein Grossteil der mutmasslichen Täter soll das wahre Ziel ihrer Mission nicht gekannt haben.
Moïse wurde am 7. Juli überfallen
Bei den gemeinsamen Ermittlungen haitianischer und kolumbianischer Behörden wurden zwei Kolumbianer als Organisatoren des Anschlags vor Ort identifiziert. Dies sagte der Chef der kolumbianischen Nationalpolizei, Jorge Vargas, in einer Pressekonferenz in Bogotá. Nach Verhören haitianischer Ermittler hätten sie den übrigen Mitgliedern der Kommandotruppe gesagt: Es gehe darum, Moïse festzunehmen und der US-Anti-Drogenbehörde DEA zu übergeben.

Der 53 Jahre alte Staatschef war in der Nacht zum 7. Juli in seiner Residenz überfallen und erschossen worden. Seine Ehefrau wurde schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei führten 26 kolumbianische Söldner und zwei US-Amerikaner haitianischer Herkunft den Mord aus.
In die Präsidentenresidenz hinein gegangen sei nur eine kleinere Gruppe von geschätzt sieben Kolumbianern, erklärte Vargas.
Die Täter gaben sich als DEA-Agenten aus. Die DEA hat erklärt, einer der Verdächtigen sei in der Vergangenheit ein Informant der Behörde gewesen. Keiner von ihnen habe aber im Auftrag der DEA gehandelt.
Die zwei US-Bürger, drei Haitianer und 18 der Kolumbianer wurden festgenommen, weitere drei Kolumbianer getötet.

Einer der Festgenommenen ist laut Polizei ein mutmasslicher Drahtzieher: ein haitianischer Arzt, der in den USA wohnte. Dem 63-Jährigen wird vorgeworfen, die Söldner über eine private Sicherheitsfirma mit Sitz in den USA angeheuert zu haben. Diese gehört einem Venezolaner.
Er habe Moïse ersetzen wollen. Mit dem Arzt sollen sich laut Vargas die zwei identifizierten Organisatoren des Anschlags sowie ein weiterer Kolumbianer getroffen haben. Einer von ihnen habe 50'000 Dollar (rund 42'000 Euro) aus den USA erhalten.
Bestehende politische Krise verschärft
Die Tat verschärfte eine bereits bestehende politische Krise in dem armen Karibikstaat. Der Interims-Premierminister und Aussenminister Claude Joseph wurde bisher von der internationalen Gemeinschaft als Regierungschef akzeptiert. Dies, obwohl Moïse kurz vor seinem Tod einen Nachfolger als Premierminister ernannt hatte.

Der kolumbianische Rundfunksender Caracol berichtete am Mittwoch, Joseph gelte den Ermittlern als Hauptverdächtiger. Haitis Interims-Polizeichef Léon Charles wies dies am Donnerstag in einer Videobotschaft zurück.
Für September sind in Haiti Präsidenten- und Parlamentswahlen geplant. Deren Durchführbarkeit ist wegen der Sicherheitslage allerdings fraglich. In der Hauptstadt Port-au-Prince toben Kämpfe zwischen Banden um Kontrolle über Gebiete. Diese haben nach UN-Zahlen seit Juni rund 15'500 Menschen in die Flucht gezwungen.