UN-Helfer: Entsetzliche Not im Gazastreifen

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Palestina,

UNRWA erhebt wegen der humanitären Lage im Gazastreifen schwere Vorwürfe gegen Israel.

Die Not im Gazastreifen ist gross, viele Kinder leiden unter Mangelernährung. (Archivbild)
Die Not im Gazastreifen ist gross, viele Kinder leiden unter Mangelernährung. (Archivbild) - Mohammed Talatene/dpa

Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) hat wegen der humanitären Lage im Gazastreifen schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. «Im Moment gelangt fast nichts in den Gazastreifen.» Dies sagte der Vizedirektor der UNRWA in dem Küstenstreifen, Sam Rose, dem Sender CNN.

Die USA hatten Israel vergangene Woche eine Frist von 30 Tagen gesetzt. Dies, um die Versorgung der Menschen in dem Küstenstreifen zu verbessern. Anderenfalls könnten US-Waffenlieferungen an Israel gefährdet sein.

UN-Helfer: Menschen im Gazastreifen hausen in Toiletten

Der Leiter der UNRWA, Philippe Lazzarini, schilderte die Not und den Schrecken im Gazastreifen in drastischen Worten. Die israelischen Behörden hinderten humanitäre Hilfsorganisationen weiter daran, die Menschen im Norden des Küstenstreifens mit wichtigen Hilfsgütern wie Medikamenten und Lebensmitteln zu versorgen. Spitäler würden beschossen, hätten keinen Strom mehr, schrieb er auf X.

Wegen der Enge seien einige Vertriebene gezwungen, in Toiletten zu hausen. Es gebe auch Berichte, dass Menschen, die zu fliehen versuchten, getötet würden. Die Leichen auf den Strassen könnten nicht geborgen werden. «Ein Waffenstillstand wäre ein Anfang, um diesem endlosen Albtraum ein Ende zu setzen», sagte Lazzarini.

Kein Ende der Kämpfe in Sicht

Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres mit 1200 Toten und 250 Verschleppten. Israel will die Hamas deshalb vernichten. Gespräche über ein Ende der Kämpfe unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars kommen aber seit Monaten nicht vom Fleck.

Daran änderte zunächst auch nichts die Tötung von Hamas-Chef Jihia Sinwar vergangene Woche. In dem Küstenstreifen mit mehr als zwei Millionen Einwohnern wurden seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 42'000 Menschen getötet. Etwa 100'000 wurden verletzt.

Israel weitet Krieg im Libanon auf Finanzinstitute aus

Die israelische Armee bombardierte in der Nacht Finanzeinrichtungen der proiranischen Hisbollah, die ein wichtiger Machtpfeiler der Schiiten-Miliz sind. Die angegriffenen Einrichtungen und Anlagen seien von der Hisbollah «zur Finanzierung ihrer terroristischen Aktivitäten gegen den Staat Israel genutzt werden.» Dies teilte die Armee mit.

Die Angriffe seien in der Umgebung von Beirut, im Südlibanon und tief im Landesinneren geflogen worden. Ins Visier gerieten Filialen der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan, einer Art Bank der Hisbollah. Diese verwalte Gelder, mit den die Aktivitäten der Hisbollah finanziert würden, einschliesslich des Kaufs von Waffen und der Zahlungen an Mitglieder des militärischen Flügels der Hisbollah, teilte die israelische Armee weiter mit.

In den Zweigstellen der Vereinigung würden Milliarden von Dollar verwahrt. Darunter Gelder, die direkt unter dem Namen der Terrororganisation gehalten würden. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Bericht: Israel will Vertrauen der Libanesen in Hisbollah erschüttern

Das Hauptziel der Angriffe auf die Al-Kard Al-Hassan bestehe darin, «das Vertrauen zwischen der Hisbollah und einem grossen Teil der schiitischen Gemeinschaft zu erschüttern, die diese Vereinigung als Bankensystem nutzt», zitierte das «Wall Street Journal» einen israelischen Geheimdienstmitarbeiter.

Einem Bericht des US-Finanzministeriums aus dem Jahr 2021 zufolge fungiert die Vereinigung unter dem Deckmantel einer Nichtregierungsorganisation (NGO) wie eine Bank der Hisbollah, die ohne Zulassung und behördliche Aufsicht Bankautomaten betreibt und Kredite vergibt.

Israels Armee zerstört Wohnviertel und Dörfer im Libanon

Zweck des Angriffs sei, die Hisbollah so zu treffen, dass sie auch nach dem Krieg nicht mehr in der Lage sei, sich wieder aufzubauen und neu zu bewaffnen. Dies sagte ein ranghoher israelischer Militärbeamter der Zeitung vor Beginn der Angriffe. Bislang hatte sich Israels Offensive im Libanon nach Angaben der Armee auf die militärische Infrastruktur der Hisbollah konzentriert.

Dies, obwohl auch Wohngebäude zerstört und zivile Infrastruktur getroffen wurde. Im Süden des Landes zerstörte Israels Armee laut libanesischen Sicherheitskreisen mehrere Orte fast komplett. Ganze Wohngebiete in Beiruts Vororten liegen Augenzeugen zufolge in Schutt und Asche.

US-Vermittler zu Gesprächen im Libanon

Der US-Gesandte für den Nahen Osten, Amos Hochstein, setzte sich bei Gesprächen im Libanon dafür ein, den Krieg zwischen Israel und der Hisbollah von anderen Konflikten zu entkoppeln. «Es lag und liegt nicht im Interesse der Libanesen, die Zukunft des Libanon mit anderen Konflikten in der Region zu verknüpfen.» Dies sagte Hochstein in Beirut nach einem Treffen mit dem libanesischen Parlamentsvorsitzenden Nabih Berri, der mit der Hisbollah verbündet ist.

Die Hisbollah hatte vor einem Jahr mit neuem Beschuss auf Israel begonnen, nach eigener Darstellung zur Unterstützung der Hamas im Gazastreifen. Seitdem eskalierte der neue Konflikt zu einem weiteren, parallel laufenden Krieg.

Hochstein reiste rund zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA in den Libanon, um über eine mögliche Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah zu beraten. Zwei Wochen vor der US-Wahl sei dieser Besuch Hochsteins «die letzte Chance (...), zu einer Lösung zu kommen», sagte Berri vor den Gesprächen. Die beiden hätten sein «sehr konstruktives Treffen» gehabt, sagte Hochstein.

Kommentare

User #2123 (nicht angemeldet)

Warum wird Israel nicht Sanktioniert?

User #5294 (nicht angemeldet)

Stammt dieses Bild aus dem Warschauer-Ghetto?

Weiterlesen

philippe lazzarini
7 Interaktionen

Mehr in News

Lucrezia Meier-Schatz
42 Interaktionen
Kinderehen
16 Interaktionen

Mehr aus Palestina