Trotz Protestverbot haben hunderte Demonstranten in Tunesien die Freilassung von Regierungskritikern gefordert.
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Der Präsident Kais Saied von Tunesien hat in einer Rede Migranten aus südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Ländern vorgeworfen, Gewalt und Kriminalität ins Land zu bringen. - Khaled Nasraoui/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hunderte Anhänger von einem Oppositionsbündnis versammelten sich am Sonntag in Tunis.
  • Trotz Protestverbot forderten sie die Freilassung von über 20 Regierungskritikern.

Am Sonntag haben in Tunesien, trotz eines Protestverbots, hunderte Menschen für die Freilassung von mehr am 20 prominenten Kritikern demonstriert. Sie wurden festgenommen, weil sie den autoritär regierenden Präsidenten Kais Saied kritisierten.

Die Demonstranten versammelten sich auf der Hauptverkehrsstrasse Avenue Habib Bourguiba im Zentrum von Tunis. Zum Grossteil sind sie Anhänger der oppositionellen Nationalen Erlösungsfront (NSF). Sie riefen: «Freiheit für die Inhaftierten» und schwenkten die tunesische Flagge.

Zuletzt waren in Tunesien mehrere prominente Kritiker Saieds festgenommen worden. Darunter Mitglieder des Oppositionsbündnisses NSF sowie dessen wichtigstem Mitglied, der islamistischen Ennahda-Partei. Der Präsident hatte 2021 unter Berufung auf Notstandsgesetze die Regierung und das Parlament entmachtet. In der Folge trieb Saied eine Verfassungsänderung voran, die ihm deutlich mehr Macht verlieh.

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Demonstranten in Tunis mit Bildern festgenommener Regierungskritiker - AFP

Die Demonstranten prangerten die Machterweiterung des Präsidenten als «Staatsstreich» an und widersetzten sich einem Demonstrationsverbot der Hauptstadtbehörden. Ein Polizist versuchte die Demonstranten per Lautsprecher aus der Hauptverkehrsstrasse zu vertreiben: «Bitte, der Marsch ist verboten.»

Präsident Saied wirft seinen festgenommenen Kritikern «Terrorismus» sowie die Verursachung der jüngsten Lebensmittelknappheit und Verschwörung gegen den Staat vor. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte die Festnahmen hingegen eine «politisch motivierte Hexenjagd».

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