Präsident Rajoelina putschte sich 2009 an die Macht, trat nun erneut zur Wahl an. Vertreter der Opposition riefen zum Boykott der Präsidentschaftswahlen auf.
Menschen stehen vor einem Wahllokal für die Präsidentschaftswahlen. Foto: Alexander Joe/AP/dpa
Menschen stehen vor einem Wahllokal für die Präsidentschaftswahlen. Foto: Alexander Joe/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Alexander Joe

Der südostafrikanische Inselstaat Madagaskar hat am Donnerstag trotz eines Boykotts von 10 der insgesamt 13 Kandidaten einen Präsidenten gewählt. In den Wahllokalen bildeten sich Wahlbeobachtern zufolge nur kurze Schlangen. Man habe eine «geringe Beteiligung» verzeichnet, die Atmosphäre in den Wahlbüros sei angespannt, aber friedlich gewesen, hiess es.

Die Opposition in dem für seine Vanille bekannten 25-Millionen-Einwohner-Land wirft Amtsinhaber Andry Rajoelina, der erneut kandidiert, vor, sich mit illegalen Mitteln an der Macht halten zu wollen. Zehn Oppositionskandidaten riefen daher ihre Anhänger auf, von der Abstimmung fernzubleiben – obwohl sie auf den bereits davor gedruckten Stimmzetteln gelistet sind.

Rajoelina kam selbst durch Putsch an die Macht

Die Opposition beschuldigt Rajoelina, das Verfassungsgericht und die Wahlkommission bestochen zu haben, um seinen Wahlkampf zu stärken. Vor der Wahl war es immer wieder zu Protestmärschen der Opposition gekommen, die von der Polizei teils gewaltsam abgebrochen wurden. Die Vereinten Nationen haben sich über die sich verschlechternde Menschenrechtslage in dem Land im Indischen Ozean besorgt geäussert.

Der Wahlboykott zeige, dass es Madagaskar an «demokratischer Reife» fehle, sagte Rajoelina nach Abgabe seiner Stimme in der Hauptstadt Antananarivo. «Wahlen sind der einzige demokratische Weg an die Macht zu kommen. Dafür kämpfe ich», so der 49-Jährige. Dabei kam Rajoelina 2009 erstmals durch einen Putsch an die Macht.

Schlechte Regierungsbilanz Rajoelinas

Viele registrierte Wähler folgten jedoch dem Boykott-Aufruf der Opposition. «Ich wähle nicht und ich akzeptiere nicht das Ergebnis so einer Wahl», sagte Gemüseverkäuferin Sahondra der Deutschen Presse-Agentur in Antananarivo. Kleidungsverkäuferin Nantenaina beschrieb die Wahl als «sinnlos», da sich die Regierung «diktatorisch gebärdet».

Die Bilanz Rajoelinas Amtszeit ist mangelhaft: In den vergangenen fünf Jahren ist etwa die Armut gestiegen, das Bildungsniveau gesunken, die Versorgung mit Strom und Trinkwasser hat sich verschlechtert. Das Ergebnis der Wahl soll bis zum 1. Dezember verkündet sein.

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