Der Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, beklagt Manipulation wegen des elektronischen Wahlsystems. Am Sonntag demonstrierten tausende Menschen für ihn.
Demonstrant mit Gesichtsbemalung in den Farben der Flagge
Demonstrant mit Gesichtsbemalung in den Farben der Flagge - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Sonntag gingen tausende Brasilianer für Präsident Jair Bolsonaro auf die Strassen.
  • Sie protestierten gegen das rein elektronische Wahlsystem.
  • Sie forderten, dass die Stimmen öffentlich nachgezählt werden.

Bei Demonstrationen für den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro sind am Sonntag tausende Brasilianer in mehreren Städten des Landes auf die Strassen gegangen. Die Menschen protestierten gegen das rein elektronische Wahlsystem, das Bolsonaro bereits mehrfach als Quelle für Manipulation bezeichnet hatte, ohne dafür Beweise vorzulegen. «Wir wollen, dass die Stimmen öffentlich nachgezählt werden, damit es mehr Transparenz gibt», forderte der 46-jährige Demonstrant Ronaldo Calvalcante.

In der Metropole Rio demonstrierten etwa 3000 Menschen am Copacabana-Strand, viele trugen keine Mund-Nase-Bedeckung und waren in den Farben der brasilianischen Flagge gekleidet, gelb und grün. «Rein elektronisch wählen ist Diebstahl! Wählen mit gedruckten Stimmzetteln ist nicht kompliziert, die Leute werden sich anpassen», sagte die 45-jährige Demonstrantin Roxana Guimaraes. Tausende Menschen gingen auch in der Hauptstadt Brasilia und in São Paulo auf die Strassen.

Bolsonaro prangert Manipulation an

Der rechtsradikale Bolsonaro dringt seit langem darauf, dass der Kongress zusätzlich zu der seit 1996 bestehenden elektronischen Stimmabgabe auch die Verwendung von gedruckten Stimmzetteln zulässt. Schon bei den vergangenen Wahlen hatte er Manipulationen angeprangert.

Bolsonaro
Der brasilianische Rechtspopulist Bolsonaro. - Keystone

In einer Videobotschaft an die Demonstranten betonte Bolsonaro am Wochenende, er werde keine Wahlen akzeptieren, die nicht «fair und demokratisch» seien. Daher werde er «alles Notwendige» tun, um sicherzustellen, dass es bei der kommenden Präsidentschaftswahl im Jahr 2022 Stimmzettel aus Papier gebe. In einer weiteren Botschaft an die Demonstranten in São Paulo sagte Bolsonaro: «Der Wille des Volkes muss sich durchsetzen.»

Bolsonaro könnte kommendes Jahr die Wahl verlieren

Analysten zufolge deutet Bolsonaros Angriff auf das Wahlsystem darauf hin, dass er sich auf eine Niederlage bei der Wahl im kommenden Jahr vorbereiten und auf eine mögliche Schlappe mit Betrugsvorwürfen reagieren könnte – nach dem Vorbild des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.

Am vergangenen Samstag hatten zehntausende Brasilianer für eine Amtsenthebung und gegen die Corona-Politik Bolsonaros demonstriert. Die von linksgerichteten Parteien, Gewerkschaften und Sozialverbänden mitorganisierten Demonstrationen waren bereits die vierten Massenproteste seit Ende Mai.

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