Die Airline Qantas hat einen 20-Stunden-Flug getestet, um den Jetlag so gut wie möglich zu eliminieren. Jetzt kritisiert ein Schlafforscher: Totaler Blödsinn!
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Die Boeing 787 landete nach einem über 19-stündigen Nonstop-Flug sicher in Sydney. - EPA/QANTAS / DAVID GRAY
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Das Wichtigste in Kürze

  • Qantas führt ein Nonstop-Testflug von New York nach Sydney durch.
  • Schlaf-Experte Jörg Heitmann kritisiert die Beschleunigung durch solche Extremlangflüge.
  • Gute körperliche Verfassung und Strategien helfen, den Jetlag zu verkleinern.

New York nach Sydney Nonstop in 19 Stunden und 16 Minuten. Einer Boeing 787 der Airline Qantas gelingt der längste Nonstop-Passagierflug der Luftfahrtgeschichte.

Dies sorgt für reichlich Kritik. Etwa von den Gewerkschaften. «Das ist eine Zumutung für das Kabinenpersonal», erklärt Tiziana Quaglia von der Schweizer Gewerkschaft des Kabinenpersonals «Kapers».

Airline-Chef Alan Joyce hingegen sieht es als «wirklich bedeutende Premiere für die Luftfahrt». Er hoffe, damit künftig «die Reise von einer Seite der Welt zur anderen» zu beschleunigen.

Jetlag hängt von Anzahl Zeitzonen ab

Ebendiese Beschleunigung kritisiert Somnologe Jörg Heitmann, Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin in Luzern. «Als ich die Meldung über den ersten ‹Extremlangflug› gehört habe, dachte ich: was soll denn jetzt das – unsere Zeit und ihre Beschleunigung machen die Menschen doch schon genug krank, braucht es jetzt auch noch das?»

Jörg heitmann somnologe
Dr. Jörg Heitmann, Somnologe KSM Luzern. - Nau

15 Stunden beträgt der Zeitunterschied zwischen New York und Sydney. Demnach dürften besonders die Folgen des Jetlag nach einem 20 Stundenflug zu spüren sein, denn: Der Schweregrad des Jetlag hänge von der Anzahl der Zeitzonen ab, die überschritten würden, so Heitmann.

Aber auch von der Reiserichtung: «Die Symptome sind deutlicher zu spüren bei Reisen nach Osten als nach Westen.» Dies liege daran, dass es einfacher sei, eine Phasenverzögerung zu bewirken.

So wird Jetlag vermindert

«Der Brunnen des Themas ‹Jetlag› ist tief, man möchte fast sagen unergründlich», sagt Heitmann. Eine Patentlösung gibt es also nicht. Ohnehin sei Jetlag nur bedingt vermeidbar.

Vorteilhaft seien etwa eine gute körperliche Fitness oder die Erfahrungen von früheren Reisen. Und es gäbe Strategien, um die «Nachjustierung» nach dem Flug zu beschleunigen.

Qantas Airways testet Anti-Jetlag Massnahmen auf Langstrecken-Flügen. - Nau

So könnten etwa subjektive Symptome bei Reisen über zwölf Zeitzonen mit einer Aufteilung in zwei Tage mit einer Übernachtung gelindert werden. Auch die Ankunft am späten Nachmittag oder Abend sei von Vorteil. Denn dies biete die Möglichkeit, «einen vollen Schlafzyklus zu durchlaufen».

Saft anstatt Alkohol

Auch Aktivitäten vor, während und nach dem Flug seien wirksam, um die Auswirkungen des Jetlag zu minimieren. Ebenso lohne es sich eine Reise sorgfältig zu planen. Ruhe- und Aktivitätszeiten am Ziel, sowie Schlaf- und Essenszeiten während dem Flug sollen vorab geplant werden.

Zu einem Nickerchen oder Schlaf rät Heitmann nur dann, wenn es Nacht am Ankunftsort ist. «Wenn dies nicht der Fall ist, das ist Wachbleiben die bessere Lösung.» Darum lohne es sich auch, die Uhren auf die Zeit im Zielort einzustellen.

Zudem empfiehlt Heitmann reichlich Wasser und Fruchtsäfte zu trinken: «Entwässernde Getränke wie Alkohol und Koffein hingegen sind nicht empfehlenswert.»

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