Rekordsterben: Great Barrier Reef verliert massiv Korallen
Das Great Barrier Reef steht unter massivem Stress. Experten sprechen von den schwersten Korallenverlusten seit Beginn der Messungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Great Barrier Reef in Australien leidet unter einer Massenkorallenbleiche.
- Hitze, Wirbelstürme und gefrässige Seesterne sind Gründe für den Korallenverlust.
- Das «Australian Institute of Marine Science» (AIMS) hat die Entwicklungen untersucht.
Das grösste Korallenriff der Welt verliert immer mehr an Farbe: Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens hat im vergangenen Jahr so viele Korallen verloren wie noch nie.
Hauptursache sei eine durch den Klimawandel ausgelöste Massenkorallenbleiche letztes Jahr gewesen, teilte das «Australian Institute of Marine Science» (AIMS) mit. Doch nicht nur die Hitze setzt den Korallen zu.
Auch tropische Wirbelstürme und gefrässige Dornenkronen-Seesterne machten dem Ökosystem schwer zu schaffen. Wenn diese Tiere in grosser Zahl auftreten, können sie ganze Riffabschnitte innerhalb kürzester Zeit kahlfressen.
«Gestresstes Ökosystem»
Am stärksten von den Verlusten betroffen war der südliche Abschnitt des Riffs zwischen Proserpine und Gladstone. Dort sank die Hartkorallenbedeckung von rund 39 auf 27 Prozent.
In der nördlichen Region (Cape York bis Cooktown) betrug der Rückgang rund 25 Prozent. Im zentralen Abschnitt (Cooktown bis Proserpine) waren es noch knapp 14 Prozent.
Die Entwicklung sei besorgniserregend, sagte AIMS-Programmleiter Mike Emslie. «Wir beobachten seit rund 15 Jahren eine zunehmende Volatilität beim Korallenbewuchs», betonte der Experte.
Die Werte schwankten stark – zwischen Rekordtiefs und -hochs in kurzer Zeit. «Das deutet auf ein gestresstes Ökosystem hin.»
Ausgewertet wurden Beobachtungen von 124 Korallenriffen zwischen August 2024 und Mai 2025. Bei 77 lag der Korallenbewuchs zwischen 10 und 30 Prozent, 33 Riffe wiesen zwischen 30 und 50 Prozent auf. Nur zwei Riffe erreichten Werte von über 75 Prozent, zwei weitere lagen unter 10 Prozent.
Korallenbleichen treten auf, wenn Korallen unter Hitzestress die auf ihnen lebenden Algen abstossen, die ihnen Nahrung und ihre Farbe liefern. Wenn die hohen Wassertemperaturen anhalten, können sie sich nicht mehr erholen und sterben ab.
Kaum noch Erholungsphasen zwischen den Bleichen
Die Bleiche 2024 sei Teil eines globalen Massenkorallensterbens gewesen. Dieses habe bereits 2023 in der Nordhalbkugel begonnen, sagte AIMS-Chefin Selina Stead. Erstmals habe ein einziges Bleiche-Ereignis nahezu alle Korallenriffe in Australien betroffen.
Gleichzeitig handele es sich um die fünfte grossflächige Korallenbleiche am Great Barrier Reef seit 2016. Es ist die Bleiche mit der bislang grössten Ausdehnung.
Besonders besorgniserregend ist Stead zufolge, dass die Abstände zwischen den Bleichen kürzer würden. 2024 und 2025 sei das Riff zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts in zwei aufeinanderfolgenden Jahren massiv betroffen gewesen.
Weltnaturerbe als Heimat für unzählige Arten
Das Great Barrier Reef ist mit mehr als 2300 Kilometern Länge und über 3000 Einzelriffen das grösste Korallenriffsystem der Erde. Es erstreckt sich an der Küste von Queensland.
Ausserdem ist es Heimat für 400 Korallenarten, 1500 Fischarten und zahllose weitere Meereslebewesen. Seit 1981 zählt das Riff zum Unesco-Weltnaturerbe. Experten warnen, dass das Ökosystem durch den Klimawandel, aber auch durch Umweltverschmutzung und Massentourismus bedroht ist.