Auf diesen Tag haben wohl Tausende Sudanesen gewartet: Der gestürzte Machthaber des Landes steht vor Gericht.
Umar al-Baschir
Der Ex-Präsidenten von Sudan, Omar al-Baschir. - Twitter/@welt
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Sudan hat der Prozess gegen den gestürzten Präsidenten Omar Al-Baschir begonnen.
  • Der Prozess gegen Omar al-Baschir ist auch ein Test für das Land und die Militärführung.

Im Sudan hat der Prozess gegen den gestürzten sudanesischen Machthaber Omar al-Baschir begonnen. Der Ex-Präsident traf am Montag unter schweren Sicherheitsvorkehrungen in dem Gerichtssaal in der Hauptstadt Khartum ein. Das berichtete eine dpa-Reporterin.

Der 75-Jährige muss sich unter anderem wegen Korruption, Devisenvergehen und illegaler Anhäufung von Vermögen vor Gericht verantworten. Nach 30 Jahren an der Macht wurde er im April unter dem Druck monatelanger Massenproteste vom Militär gestürzt.

Millionen von Saudi-Arabien

Ein Ermittler sagte demnach im Gericht, Al-Baschir habe ausgesagt, er habe während seiner Amtszeit Millionen von Dollar von Saudi-Arabien erhalten. Diese seien unter anderem von Kronprinz Mohammed bin Salman gekommen und seien «Spenden» für Gesundheit und Bildung.

Mohammed bin Salman
Auch von Mohammed bin Salman sollen Gelder in den Sudan geflossen sein, - AFP

Auch aus den Vereinten Arabischen Emiraten (VAE) kam demnach Geld. Ermittler hatten im April bei einer Durchsuchung der Residenz von Al-Baschir umgerechnet rund sieben Millionen Euro Bargeld gefunden.

Saudi-Arabien und VAE als Unterstützer Al-Baschirs

Saudi-Arabien und die VAE waren mächtige Befürworter der Regierung Al-Baschirs und unterstützen auch die heutige Militärführung im Land. Sie wollen vor allem verhindern, dass sich der Sudan mit Rivalen wie Katar und Türkei verbrüdert.

Während des Verfahrens am Montag sass Al-Baschir in einem Käfig für Angeklagte im Gerichtssaal. Abgesehen von wenigen Angaben zu seiner Person äusserte er sich nicht. Der Prozess soll am Samstag weitergehen.

Prozess als Test für die Militärführung

Der Prozess wird als Test dafür gesehen, wie sehr die Militärführung des Landes bereit ist, mit der Ära Al-Baschir abzuschliessen. Denn im führenden Militärrat sitzen noch immer einige Vertreter der alten Garde. Nach dem Putsch gingen Tausende Sudanesen weiter auf die Strasse und forderten eine zivile Übergangsregierung.

Die Hoffnungen darauf wurden nahezu zunichte gemacht, als Sicherheitskräfte im Juni eine Sitzblockade in Khartum gewaltsam räumten. Dabei richteten sie ein Massaker mit mehr als 100 Toten an.

proteste khartum
Proteste in der sudanesischen Hauptstadt Khartum Anfang August. - Keystone

Abkommen zur Machtteilung

Trotzdem konnten sich das Militär und die zivile Opposition einigen: Am Samstag unterzeichneten sie ein Abkommen zur Machtteilung, das den Weg für eine gemeinsame Übergangsregierung freimacht. Diese soll den Weg ebnen für Wahlen in gut drei Jahren.

Der Sudan mit rund 42 Millionen Einwohnern gehört zu den 25 ärmsten Ländern der Welt. Zudem steckt das Land in einer Wirtschaftskrise, was im Dezember auch ein Auslöser der Massenproteste war.

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