Im Grenzstreit zwischen Guyana und Venezuela treffen sich die Präsidenten Ali und Maduro. Südamerika hofft auf eine Deeskalation.
In der Region Essequibo leben rund 125'000 der insgesamt 800'000 Guyaner. Auf der Karte im Bild gehört die Region zum Gebiet von Venezuela. Zwischen den Ländern herrscht ein Streit um die Grenze. (Archivbild)
In der Region Essequibo leben rund 125'000 der insgesamt 800'000 Guyaner. Auf der Karte im Bild gehört die Region zum Gebiet von Venezuela. Zwischen den Ländern herrscht ein Streit um die Grenze. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/EPA/Miguel Gutierrez

Die Präsidenten von Venezuela und Guyana, Nicolás Maduro und Irfaan Ali, treffen sich am Donnerstag zu einem Gipfel über ihren Grenzstreit. Der Gipfel werde auf St. Vincent und die Grenadinen stattfinden, teilte der dortige Regierungschef Ralph Gonsalves mit.

Es sei dringend nötig, «den Konflikt zu deeskalieren und einen angemessenen Dialog von Angesicht zu Angesicht aufzunehmen», sagte Gonsalves am Samstag. Venezuela beansprucht die ölreiche Region Essequibo, die seit mehr als einem Jahrhundert zu Guyana gehört, für sich.

Auch Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva nehme an dem Treffen teil, erklärte Gonsalves in seiner Eigenschaft als amtierender Präsident der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac).

Maduro: «Unser Vaterland wird siegen»

Maduro erklärte im Onlinedienst X, ehemals Twitter, er werde bei dem Treffen «die historischen Rechte Venezuelas» verteidigen. «Einmal mehr werden wir Lügen, Provokationen und Drohungen gegen unser Volk zurückschlagen. Unser Vaterland wird siegen!», schrieb er.

Ali betonte hingegen, Guyana beharre weiterhin darauf, dass der Streit vor dem Internationalen Gerichtshof geklärt werde und nicht durch Verhandlungen.

Mehrere südamerikanische Länder hatten Venezuela und Guyana zu einer friedlichen Beilegung des Streits aufgerufen. Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Chile, Kolumbien, Ecuador und Peru warnten in einer gemeinsamen Erklärung vor «einseitigen Aktionen», die zu «zusätzlichen Spannungen führen» könnten.

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro warnte vor einer Eskalation des Konflikts. «Das grösste Unglück für Südamerika wäre es, wenn ein Krieg ausbrechen würde», schrieb er auf X.

Guyana: Grenze 1899 von Schiedsgericht festgelegt

In der Region Essequibo, die etwa zwei Drittel des guyanischen Staatsgebiets ausmacht, leben rund 125'000 der insgesamt 800'000 Guyaner. Guyana verweist darauf, dass die jetzige Grenze 1899 von einem Schiedsgericht festgelegt wurde. Venezuela hingegen behauptet, der Fluss Essequibo im Osten der Region bilde eine natürliche Grenze, die bereits 1777 anerkannt worden sei.

Caracas' Begehrlichkeiten nahmen vor allem zu, nachdem der Ölkonzern ExxonMobil 2015 in dem Gebiet ein Ölvorkommen entdeckt hatte. Im Oktober wurde in der Region ein weiterer bedeutender Ölfund gemacht, der die Reserven Guyanas auf mindestens zehn Milliarden Barrel – und damit auf mehr als die des ölreichen Kuwait oder der Vereinigten Arabischen Emirate – vergrössert.

Mehr als 10,4 Millionen Venezolaner hatten sich nach offiziellen Angaben vor einer Woche an einem nicht bindenden Referendum über die Grenzziehung zu Guyana beteiligt. Der venezolanischen Wahlbehörde zufolge sprachen sich 95 Prozent der Wähler für den Anspruch Venezuelas auf die Region Essequibo aus. Zahlreiche Beobachter zweifelten die Zahlen allerdings an.

Präsident Maduro rief kurz darauf dazu auf, das Gebiet per Gesetz zu einer venezolanischen Provinz zu erklären und Lizenzen für die Ölförderung auszugeben.

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