Für mehr als eine Million Syrer könnte die Lebensmittelversorgung wegfallen, wenn bald eine wichtige UN-Resolution ausläuft.
Luftangriffe des syrischen Regimes in Idlib
Ein Mann blickt durch ein Fenster auf Trümmer in einem Haus. Bei einem Luftangriff des syrischen Regimes auf die Stadt Ibelin im Gouvernement Idlib sind mehr als zehn Menschen getötet worden. Foto: Anas Alkharboutli - dpa

Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen warnen vor den Konsequenzen, sollte sie nicht verlängert werden. «Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sollte vollständige grenzüberschreitende Operationen in der Region neu genehmigen und eine Wiederaufnahme der Hilfslieferungen aus dem Irak nach Nordostsyrien genehmigen, wenn die derzeitige Resolution des Rates am 10. Juli 2021 ausläuft», teilte Human Rights Watch am Donnerstag mit. Ansonsten drohe in dem Bürgerkriegsland auch angesichts der Covid-19-Pandemie eine «humanitäre Katastrophe».

Hintergrund ist eine seit 2014 bestehende UN-Resolution, die in einem Monat ausläuft, wenn sie nicht verlängert wird.

Die Regelung erlaubt es den Vereinten Nationen, wichtige Hilfsgüter über Grenzübergänge auch in Teile Syriens zu bringen, die nicht von der Regierung kontrolliert werden. Nach russischem Widerstand wurden die einst vier Übergänge zunächst auf zwei und vergangenen Sommer auf nur noch einen im Nordwesten an der Grenze zur Türkei reduziert - seitdem hat sich die Versorgungslage für einige Regionen Hilfsorganisationen zufolge deutlich verschlechtert.

Auch mehrere Hilfsorganisationen pochen auf eine Verlängerung der Resolution und auf die Öffnung weiterer Grenzübergänge. Allein rund 1,4 Millionen Syrer würden aktuell mit Lebensmitteln versorgt, darunter viele Kinder, hiess es in einer gemeinsamen Stellungnahme von «World Vision», «Care International» und anderen Organisationen.

Der Bedarf an humanitärer Hilfe in Syrien sei so hoch wie nie zuvor. Immer mehr Kinder seien von Hunger und Mangelernährung betroffen, warnte etwa «Save the Children». «Eltern bleibt oft keine andere Wahl, als Mahlzeiten zu streichen und auf gesunde und frische Lebensmittel zu verzichten», sagte die Vorsitzende Inger Ashing.

Auch die medizinische Versorgung sei im Falle des Endes der Resolution gefährdet. Neben Nahrungsmitteln würden den Organisationen zufolge nämlich auch Impfstoffe gegen das Corona-Virus sowie Beatmungsgeräte über den Grenzübergang Bab al-Hawa ins Land gebracht.

Russland verspricht sich von der Schliessung dieses letzten Grenzüberganges hingegen eine Stärkung seiner Position gegenüber Rebellen und Regionen ausserhalb der Kontrolle von Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Russland gilt als einer seiner wichtigsten Verbündeten. Westliche Länder hatten gegenüber den in Syrien aktiven Russen in den vergangenen Jahren die deutlich schwächere Verhandlungsposition. Sie fordern bei den laufenden Gesprächen in New York die Wiedereröffnung geschlossener Grenzübergänge - Russland dagegen hat erkennen lassen, dass es die Resolution ersatzlos auslaufen lassen will.

Etwa 1000 Lastwagenladungen pro Monat erreichen laut UN Syrien pro Monat über Bab al-Hawa. Drei Millionen Menschen seien in der Region im Nordwesten des Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Human Rights watchBaschar al-AssadLebensmittelCoronavirusRegierung