Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird aufgelöst. Über 100'000 Menschen haben die Region seither Richtung Armenien verlassen.
Berg-Karabach
Ethnische Armenier aus Berg-Karabach und Beobachter der Europäischen Union fahren mit ihren Autos an einem Kontrollpunkt auf der Strasse von Berg-Karabach nach Goris vorbei. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Grossteil der Einwohner von Berg-Karabach haben die Region verlassen.
  • Armenische Behörden registrierten am Samstag 100'417 Flüchtlinge.
  • Am Donnerstag hat die selbsternannte Republik die Auflösung angekündigt.
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100'417 Flüchtlinge seien in Armenien registriert worden, teilte eine Sprecherin des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan am Samstag mit. Damit hat inzwischen ein Grossteil der geschätzten 120'000 Einwohner Berg-Karabach verlassen.

Nach Angaben eines früheren Behördenvertreters der selbsternannten Republik waren am Samstag die «letzten» Flüchtlingsgruppen Richtung Armenien unterwegs. Höchstens «ein paar hundert» Menschen, darunter hauptsächlich Beamte oder Mitarbeiter von Rettungsdiensten und Freiwillige, befänden sich laut inoffiziellen Informationen noch in Berg-Karabach, schrieb Artak Beglarian im Onlinedienst X, ehemals Twitter.

Konflikt in Berg-Karabach
Nach Ende der Republik Berg-Karabach sind 120'000 Menschen nach Armenien geflohen.
Konflikt in Berg-Karabach
Geflüchtete Menschen versammeln sich in einem von russischen Friedenstruppen errichteten Auffanglager bei Stepanakert in Berg-Karabach (Videostandbild vom 21.09.2023).
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Ein beschädigtes Wohnhaus nach dem Beschuss.
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Dashalb hat der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev die Wahlen vorgezogen.
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Das Land habe nach Jahrzehnten endlich wieder «seine Souveränität hergestellt».

Aserbaidschan hatte am 19. September eine grossangelegte Militäroffensive in der Region gestartet. Bereits einen Tag später erklärten die dortigen pro-armenischen Kämpfer ihre Kapitulation.

Auflösung per 2024 angekündigt

Am Donnerstag dann wurde die Auflösung der selbsternannten Republik Berg-Karabach zum 1. Januar 2024 angekündigt. Berg-Karabach, das überwiegend von Armeniern bewohnt war, werde damit «aufhören zu existieren», hiess in einem Dekret.

Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bislang aber überwiegend ethnische Armenier. Die Region hatte sich 1991 nach einem international nicht anerkannten und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottierten Referendum für unabhängig erklärt.

Haben Sie den Konflikt in Berg-Karabach mitverfolgt?

Aserbaidschan und Armenien stritten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Region und führten deshalb zwei Kriege, zuletzt 2020. Damals hatte das lange mit Armenien verbündete Russland nach sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6500 Toten ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe grosser Gebiete zwang. Die in Berg-Karabach stationierten russischen Kräfte hatten sich der jüngsten aserbaidschanischen Offensive nicht entgegengestellt.

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