Kaschmir: Wie kam es zum Konflikt in der Himalaya-Region?
Der Konflikt um Kaschmir droht nach jüngsten Angriffen zu eskalieren. Doch warum streiten Indien und Pakistan überhaupt um die Region im Himalaya?

Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan eskaliert weiter. Indien hatte zuletzt den Luftraum für alle pakistanischen Flugzeuge – inklusive Militärflugzeugen – bis zum Mitte Mai gesperrt.
Die Massnahme folgte auf Pakistans eigene Luftraumsperre für indische Flugzeuge und weitere Sanktionen. Diese ergeben sich aus einem tödlichen Anschlag auf Touristen im indisch kontrollierten Kaschmir.

Bei dem Angriff starben laut «Tagesschau» 26 Menschen, hauptsächlich indische Zivilisten. Indien wirft Pakistan vor, den grenzüberschreitenden Terrorismus zu unterstützen, was Islamabad bestreitet.
Der Streit um Kaschmir: Historische Wurzeln
Der Kaschmir-Konflikt begann laut «Deutschlandfunk» mit der Teilung Britisch-Indiens 1947: Die Region wurde damals entlang religiöser Grenzen in die heutigen Staaten Indien und Pakistan aufgeteilt.
Fürstenstaaten wie Jammu und Kaschmir sollten laut Indischem Unabhängigkeitsgesetz selbst über ihren Anschluss entscheiden. Der hinduistische Maharadscha Hari Singh herrschte über die mehrheitlich muslimische Bevölkerung Kaschmirs.

Als pakistanisch unterstützte Milizen im Oktober 1947 revoltieren, bat Singh Indien um Militärhilfe und unterzeichnete den Anschluss an Indien. Dies löste den ersten Indien-Pakistan-Krieg aus, der 1949 mit einer Waffenstillstandslinie endete.
Schlüsselmomente der Eskalation
Der zweite Krieg entbrannte 1965, nachdem Pakistan versuchte, die gesamte Region zu erobern und jedoch am indischen Widerstand scheiterte. 1999 eskalierte der Konflikt erneut im Kargil-Krieg, als pakistanische Truppen indische Stellungen in der Hochgebirgsregion angriffen.
Ab den 1980er-Jahren formierten sich separatistische Gruppen im indischen Teil Kaschmirs. Diese kämpften teils mit pakistanischer Unterstützung für Unabhängigkeit oder Anschluss an Pakistan.

2019 hob die indische Regierung unter Narendra Modi den Autonomiestatus Jammu und Kaschmirs auf und verschärfte die Repression. Ein Schritt, der die Spannungen weiter anheizte.
Religiöse und politische Dimensionen
Pakistan begründet seinen Anspruch auf Kaschmir mit der muslimischen Mehrheitsbevölkerung und der Zwei-Nationen-Theorie, die 1947 zur Teilung führte. Indien betont dagegen den säkularen Staatscharakter und die rechtliche Zugehörigkeit durch den Anschluss von 1947.
Unter der hindu-nationalistischen BJP-Regierung verschob sich Indiens Rhetorik: Kaschmir gilt nun als Symbol nationaler Stärke, während Muslime im Land zunehmend marginalisiert werden.
Die Region ist für beide Staaten identitätsstiftend: für Pakistan als unvollendetes Projekt der muslimischen Staatlichkeit, für Indien als Beweis pluralistischer Einheit.
Internationale Reaktionen und Lösungsansätze
Die UNO fordert seit 1948 ein Referendum in Kaschmir, das nie umgesetzt wurde. Menschenrechtsorganisationen prangern Folter, Verschwindenlassen und willkürliche Inhaftierungen durch alle Konfliktparteien an.
Bilaterale Gespräche scheiterten wiederholt, zuletzt 2019 nach dem Attentat von Pulwama. Die atomare Bewaffnung beider Staaten erhöht das Risiko einer regionalen Katastrophe.
Aktuell drängen laut «Tagesschau» vor allem die USA auf Deeskalation, doch fehlt es an Vertrauen. Langfristige Lösungen erfordern Autonomiegarantien, Entmilitarisierung und wirtschaftliche Entwicklung.