Israel sieht nach Angriffen Kriegsziele fast erreicht

Keystone-SDA
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Iran,

Israel griff nach US-Angriffen mit über 50 Jets erneut iranische Militärziele in Teheran an.

Benjamin Netanjahu
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu stellte ein baldiges Ende der Angriffe in Aussicht. (Archivbild) - dpa

Nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen ist Israel weiter massiv gegen militärische Ziele und Kommandozentralen des Irans vorgegangen. Mehr als 50 Kampfflugzeuge hätten bei der jüngsten Angriffswelle militärische Ziele in Teheran angegriffen, sagte ein Sprecher des israelischen Militärs.

Unterdessen deutete Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ein Ende der Angriffe in nicht allzu ferner Zukunft an. Israelische Medien wie etwa Channel 12 sprachen von «Tagen». Unklar bleibt, ob dann auch der Iran die Kämpfe einstellen wird.

Netanjahu: Kurz vor dem Ziel, aber «nicht zu früh aufhören»

Es gehe darum, «die beiden konkreten Bedrohungen unserer Existenz zu beseitigen: die nukleare Bedrohung und die Bedrohung durch ballistische Raketen», sagte Netanjahu. «Wir kommen diesen Zielen Schritt für Schritt näher. Wir sind kurz davor, sie zu erreichen», fügte er hinzu. Aber man werde auch «nicht zu früh aufhören».

Trump kam Israel zu Hilfe

Die US-Streitkräfte hatten in der Nacht zu Sonntag mit nur ihnen zur Verfügung stehenden besonders starken bunkerbrechenden Bomben die tief in einem Berg gelegene Uran-Anreicherungsanlage Fordo und die Atomanlage in Natans attackiert. Zudem feuerten sie Marschflugkörper auf Anlagen in Isfahan ab.

Damit hatte Netanjahu ein wichtiges Ziel erreicht, zu dem sein eigenes Militär nicht in der Lage gewesen wäre. Israelische Flugzeuge bombardierten am Montag jedoch Zufahrtsstrassen zu Fordo.

Israel greift seit dem 13. Juni fast ununterbrochen Ziele im Iran an. Der Iran antwortete zunächst mit Gegenangriffen, bei denen Hunderte Drohnen und Raketen zugleich eingesetzt wurden. Inzwischen schiesst der Iran Berichten zufolge weniger Raketen auf Israel ab. Diese richteten jedoch zum Teil sehr grosse Schäden an.

Opfer und Schäden auf beiden Seiten – Internetsperren im Iran

In Israel gab es bisher 24 Tote und 1.361 Verletzte, fast 30'000 Gebäude wurden beschädigt und 15'000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Im Iran, aus dem es wegen Internetsperren weniger Nachrichten gibt, ist die Zahl der Opfer wesentlich höher. Menschenrechtsaktivisten berichteten von 950 Toten und 3450 Verletzten.

Umstrittener Angriff auf Ewin-Gefängnis

Die israelische Luftwaffe griff in der iranischen Hauptstadt Teheran nach eigenen Angaben «Regimeziele und staatliche Unterdrückungsorgane» an. Ein Ziel war auch das berüchtigte Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt. Die Haftanstalt ist seit Jahrzehnten als Ort schwerer Menschenrechtsverletzungen gefürchtet.

Iranische Aktivisten und ehemalige Insassen der Haftanstalt zeigten sich bestürzt über den israelischen Angriff. Die australisch-britische Wissenschaftlerin Kylie Moore-Gilbert, die dort mehr als zwei Jahre inhaftiert war, schrieb auf der Plattform X: «Ich denke an die vielen Tausend Gefangenen im Inneren, die verängstigt sein müssen und kaum Informationen haben, was vor sich geht.»

Israels Armee greift weitere Ziele an

Laut Verteidigungsminister Israel Katz griff das israelische Militär unter anderem auch das Hauptquartier der paramilitärischen Basidsch-Miliz sowie das Hauptquartier der Abteilung für innere Sicherheit der Revolutionsgarde an. Zudem sei auch eine Uhr auf einem zentralen Platz in der Hauptstadt Ziel gewesen, die einen zynischen Countdown bis zur Vernichtung Israels anzeigen sollte.

Raketenalarm in Israel nach iranischen Angriffen

In mehreren Gegenden in Israel gab es während mehrerer Angriffswellen Raketenalarm, darunter in Tel Aviv und Jerusalem. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Teilweise kam es zu Stromausfällen.

Laut Nachrichtenagentur Tasnim waren in zwei Wellen Dutzende Drohnen verschiedener Art auf Israel abgefeuert worden. Später berichtete das Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden, es seien auch erstmals Raketen eines neuen Typs mit mehreren Sprengköpfen zum Einsatz gekommen.

Putin verspricht dem Iran Unterstützung

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte dem Iran angesichts der Luftangriffe Israels und der USA Unterstützung zu, liess aber offen, wie die aussehen könnte. Nach dem massiven US-Bombardement auf Atomanlagen im Iran empfing der Kremlchef in Moskau den Aussenminister des Landes, Abbas Araghtschi.

Reza Pahlavi ruft Iraner zu Umsturz auf

Der Sohn des 1979 gestürzten Schahs, Reza Pahlavi, rief die Menschen im Iran zum Umsturz auf. Er strebe dabei keine politische Rolle für sich selbst an, betonte der 64-Jährige bei einer Pressekonferenz.

Den obersten Führer der Islamischen Republik Ali Chamenei rief er zum Rücktritt auf, um den Weg für einen friedlichen Übergang zu einer Demokratie freizumachen. Trotz grosser Unzufriedenheit im Iran mit der aktuellen Regierung halten Beobachter Hoffnungen auf einen baldigen Umsturz aber für verfehlt.

Merz stellt sich klar hinter Israel und die USA

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich auch nach dem Kriegseintritt der USA noch einmal klar hinter die Luftangriffe auf den Iran gestellt. «Es gibt für uns und auch für mich persönlich keinen Grund, das zu kritisieren, was Israel vor einer Woche begonnen hat, und keinen Grund, das zu kritisieren, was Amerika am vergangenen Wochenende getan hat», sagte er beim Tag der Industrie. «Es ist nicht ohne Risiko. Aber es so zu belassen, wie es war, war auch keine Option.»

Trump liebäugelt mit Regimewechsel

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor auf seiner Plattform Truth Social US-Unterstützung für einen Wechsel der Führung der Islamischen Republik angedeutet. «Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff »Regimewechsel« zu verwenden», schrieb der Republikaner. «Aber wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage ist, den Iran wieder grossartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regimewechsel geben??? MIGA!!!»

Mit dem Kürzel aus vier Buchstaben spielte Trump auf seinen Slogan «Make America Great Again» («MAGA») an – hier bezogen auf den Iran.

Sorge um Handelsroute – China mahnt zu Stabilität

Angesichts einer möglichen Blockade der für die Schifffahrt wichtigen Strasse von Hormus durch den Iran forderte China die Weltgemeinschaft auf, sich stärker für eine Deeskalation einzusetzen. Die Volksrepublik rufe die internationale Gemeinschaft ausserdem auf, zu verhindern, dass die regionale Instabilität grössere Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft habe, sagte Aussenamtssprecher Guo Jiakun in Peking.

Kommentare

User #2639 (nicht angemeldet)

Merz ist wieder Fehler gemacht und plötzlich kommt sehr schnell das Vertrauen Verlust wie Scholz.

User #4803 (nicht angemeldet)

Ich staune, dass du nicht zensuriert wurdest!

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