Rafael Grossi, Chef der IAEA, reist für Gespräche nach Teheran.
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Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde. (Archivbild) - sda - Keystone/IAEA Imagebank/Dean Calma

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, ist erstmals nach mehr als einem Jahr wieder für Gespräche in den Iran gereist. Wie iranische Medien übereinstimmend berichteten, traf Grossi am Montag in der Hauptstadt Teheran ein. Der Besuch erfolgt angesichts der jüngsten militärischen Spannungen mit Irans Erzfeind Israel in turbulenten Zeiten. Wie bereits in den vergangenen Jahren dürfte der IAEA-Chef mit iranischen Spitzenpolitikern über das Atomprogramm verhandeln.

Neben den bilateralen Verhandlungen soll Grossi laut iranischen Medienberichten am Dienstag auch an der ersten internationalen Atomkonferenz des Landes teilnehmen. Grossi versucht seit Langem, vom Iran Antworten zu geheimen nuklearen Aktivitäten in der Vergangenheit zu erhalten. Es bestehen laut Grossi noch immer «wichtige Informationslücken». Irans Atomchef Mohammed Eslami zeigte sich vor wenigen Tagen noch zuversichtlich, dass die Reise des IAEA-Chefs zu einem Ende der Differenzen führen könnte.

Die aktuelle Situation des Atomprogramms

Der Iran hatte sich 2015 in einem Abkommen verpflichtet, sein Atomprogramm stark einzuschränken. Im Gegenzug wurden Sanktionen aufgehoben. Der Pakt, der den Bau iranischer Atombomben verhindern sollte, wurde 2018 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgekündigt. Im Gegenzug baute Teheran die Anreicherung von Uran stark aus und schränkte IAEA-Kontrollen ein.

Vor dem Hintergrund der militärischen Spannungen in Nahost hatte ein iranischer Kommandeur Mitte April Andeutungen gemacht, dass das Land einen neuen Kurs beim Atomprogramm einschlagen könnte. Auch in den Monaten nach Ausbruch des Gaza-Kriegs gab es vermehrt Diskussionen über Irans umstrittenes Atomprogramm. Das Aussenministerium wies jedoch kategorisch zurück, dass der Iran nach Atomwaffen strebe.

Kritik und religiöse Aspekte

Derzeit reichert der Iran Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Für Atomwaffen werden Experten zufolge mehr als 90 Prozent benötigt. Kritiker hatten in der Vergangenheit Zweifel an einer zivilen Nutzung von derartig hoch angereichertem Uran geäussert.

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hatte vor Jahren mit einer Fatwa, einem religiösen Rechtsgutachten, Massenvernichtungswaffen und entsprechend auch Atombomben verboten. Chamenei hat in allen strategischen Fragen das letzte Wort.

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