Aus Angst vor Racheakten und Einschüchterungen nach den verheerenden Anschlägen in Sri Lanka haben hunderte Muslime in Moscheen und einer Polizeistation Schutz gesucht.
Angespannte Lage in Negombo
Angespannte Lage in Negombo - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Flüchtlinge finden Zuflucht in Moscheen und Polizeistation.

In Negombo im Westen des Landes, wo am Ostersonntag mehr als hundert Christen in einer Kirche getötet worden waren, hätten zahlreiche Muslime ihre Unterkünfte räumen müssen, weil die Eigentümer Vergeltungsaktionen auf ihren Grundstücken fürchteten, sagte Ruki Fernando von der Menschenrechtsgruppe Inform am Donnerstag.

Einige Muslime seien auch aus eigenem Antrieb geflohen, nachdem Unbekannte in der Stadt in ihre Häuser eingedrungen seien und sie geschlagen hätten. In einer Moschee der Stadt suchten demnach vermutlich bis zu 700 Muslime Zuflucht. Rund 120 weitere hätten Schutz in einer Polizeistation gefunden. Mehrere hundert weitere Muslime seien in einer Moschee im rund 25 Kilometer entfernten Pasyala untergekommen.

Bei den vertriebenen Muslimen handelt es sich den Angaben zufolge um Mitglieder der Ahmadi-Minderheit. Sie sind Flüchtlinge aus Pakistan, Afghanistan, aus dem Jemen und dem Iran, wo sie von Hardline-Islamisten wegen ihrer Glaubensrichtung nicht als echte Muslime betrachtet und angefeindet werden. «Heute sind diese Flüchtlinge in Sri Lanka wieder zu Flüchtlingen geworden», sagte Fernando.

Die Beziehungen zwischen den Ahmadis und Einheimischen in Sri Lanka galten bereits seit Längerem als angespannt. In Negombo wurde den Flüchtlingen beispielsweise vorgeworfen, die Mietpreise in die Höhe zu treiben. Menschenrechtsgruppen werfen der Regierung vor, zu wenig zum Schutz der Flüchtlinge zu tun.

Rund zehn Prozent der insgesamt 21 Millionen Einwohner Sri Lankas sind Muslime. Der Buddhismus ist in dem Inselstaat die am weitesten verbreitete Religion.

Für die Anschläge mit mindestens 359 Toten machen die Behörden die einheimische Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) verantwortlich. Sie gehen aber davon aus, dass sie ausländische Unterstützung gehabt haben muss. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich.

Der Minister für muslimische Angelegenheiten, Abdul Haleem, rief die Moscheen im Land auf, als Zeichen der Solidarität «gegen die barbarischen Taten der unbarmherzigen Terroristen» die Freitagsgebete abzusagen. Die Muslime sollten stattdessen zu Hause beten, dass «der allmächtige Allah die Aktivitäten dieser unmenschlichen Terrormörder stoppt».

Die islamischen Geistlichen des Landes kündigten an, die Attentäter nicht beisetzen zu wollen. «Diejenigen, die diese barbarischen Anschläge auf unschuldige Zivilisten verübt haben, gehören nicht zu uns und deshalb erklären wir kategorisch, dass wir ihre Leichen nicht entgegennehmen», sagte Rizwe Mufti vom Dachverband der islamischen Kleriker in Sri Lanka.

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