Nach der Wahl Aschraf Ghanis zum Präsidenten stürzt Afghanistan in eine Krise. Sein Kontrahent Abdullah verlangt die Überprüfung 300'000 ungültiger Stimmen.
Aschraf Ghani
Aschraf Ghani, Präsident von Afghanistan, spricht zu Medien. (Archivbild) - DPA
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der Präsidentenwahl ist Afghanistan in eine innenpolitische Krise gestürzt.
  • Aschraf Ghani hatte mit 50,64 Prozent Stimmen gewonnen.
  • Sein Kontrahent Abdullah behauptet jedoch, dass 300'000 Stimmen ungültig seien.

Afghanistan ist im Streit um den Ausgang der Präsidentenwahl in eine innenpolitische Krise gestürzt. Dies war kurz vor einem möglichen Abkommen der USA mit den Taliban passiert. Der zum Wahlsieger ausgerufene Amtsinhaber Aschraf Ghani beauftragte eine Kommission mit der Vorbereitungen seiner Amtseinführung. Dasselbe plant jedoch auch sein Kontrahent und bisheriger Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah. 

Afghanistans Präsident
Aschraf Ghani (m.), Präsident von Afghanistan, spricht in der Unabhängigen Wahlkommission Afghanistans während einer Zeremonie zur Verleihung der offiziellen Urkunde für seinen Gewinn der zweiten Amtszeit als Präsident. - dpa

«Der Amtsantritt wird bald erfolgen», sagte Ghanis Sprecher Sedik Sedikki der Deutschen Presse-Agentur. Das Datum solle bald verkündet werden, Beobachter gehen von Donnerstag aus.

300'000 Stimmen seien ungültig

Die Wahlkommission hatte am vergangenen Dienstag erklärt, Ghani habe mit 50,64 Prozent der Stimmen gewonnen. Abdullah hatte seit Monaten die Überprüfung von 300 000 seiner Ansicht nach ungültigen Stimmen gefordert. Auch der bisherige Vizepräsident und ehemalige Kriegsfürst Abdul Raschid Dostum, der zum Lager Abdullahs zählt, erkannte das Ergebnis nicht an. Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) forderte im Blick auf die Friedensbemühungen im Land alle Parteien zur Zurückhaltung auf.

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Abdullah Abdullah glaubt, dass 300'000 Stimmen von Aschraf Ghani ungültig sind. - keystone

Der oberste Nato-Diplomat in Afghanistan, Nicholas Kay, mahnte zu nationaler Einheit. Er forderte auch von allen politischen Führern Ruhe, Dialog und Kompromissbereitschaft. Der «Friedensprozess» müsse nun Priorität haben, schrieb der Nato-Vertreter weiter auf Twitter.

Phase reduzierter Gewalt in Afghanistan

In der Nacht zum Samstag hatte in Afghanistan offiziell eine Phase reduzierter Gewalt begonnen. Dies sei so gemäss einer Vereinbarung der USA mit den militant-islamistischen Taliban. Sollte die siebentägige Phase von den Konfliktparteien eingehalten werden, könnte es zu einem USA-Taliban-Abkommen kommen. 

Es soll einen Abzug von US-Truppen vorsehen und innerafghanische Verhandlungen, die eigentlichen Friedensgespräche, einleiten. Dabei geht es dann um eine Neuverteilung der politischen Macht in Afghanistan.

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